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Unsere Filmkritik zu Under the Silver Lake

Was genau passiert „Under the Silver Lake“? Und wer ist eigentlich der Hundekiller?

Nach seinem Horror-Hit „It Follows“ legt David Robert Mitchell ein  Verschwörungstheorie-Verwirrspiel vor. Gespickt mit selbstreferentiellen Hinweisen auf Hollywood, die Filmindustrie und Popkultur lässt „Under the Silver Lake“ vor allem eine Menge Fragezeichen zurück.

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Sam (Andrew Garfield) ist auf der Suche nach versteckten Codes in Songs. Wenn er nicht eine Schallplatte nach der nächsten rückwärts abspielt um Botschaften zu entdecken, beobachtet er heimlich seine barbusige Hippie-Nachbarin mit dem kreischenden Papagei. Eigentlich sollte er die Miete für den nächsten Monat aufzutreiben, als ihm seine schöne, blonde Nachbarin Sarah (Riley Keough) ins Auge fällt und die beide einen gemeinsamen Abend verbringen.

Als Sarah und ihre Mitbewohnerinnen am nächsten Tag spurlos verschwunden sind, wittert Sam eine Verschwörung in den höchsten Kreisen der Gesellschaft von Los Angeles. Für ihn steht fest: Er muss Sarah finden, egal wie. Auf seiner Suche begegnet er unter anderem einem Comiczeichner (Patrick Fischler), der von einer mythologischen, Männer mordenden Frauengestalt besessen ist und schließlich trifft Sam auch auf die Band „Jesus & the Brides of Dracula“, in deren Musik er den Schlüssel zu Sarahs Verschwinden wittert.

 

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Immer wieder ist unklar, ob sich all die absurden Situationen nur in Sams Kopf abspielen, ob er im Drogenrausch halluziniert, oder ob LA tatsächlich ein so verrücktes Pflaster mit kaputten Menschen ist. Andrew Garfield scheint die perfekte Besetzung für den paranoid anmutenden Protagonisten zu sein. Immer wieder fiebert man mit Sam mit und wünscht ihm so sehr, dass seine Theorien zur Suche nach Sarah beitragen. Auf der anderen Seite wird er auch zum Unsympathen. Wenn er beispielsweise mit einem Freund darüber diskutiert, dass heutzutage ein jeder paranoid sein müsse, weil er überall verfolgt wird (einer von vielen Seitenhieben auf die Follower-Kultur der Social Media) und gleichzeitig via Drohne das Schlafzimmer einer Frau ausspioniert.

Generell kommentiert „Under the Silver Lake“ durch zahlreiche Referenzen besonders die Darstellung von Frauen im Film. Das wird schon ganz am Anfang klar, als Sam im Stile von Hitchcocks „Fenster zum Hof“ vom Balkon aus mit dem Fernglas seine Nachbarinnen beobachtet. Alle weiblichen Charaktere des Films werden nur aus der männlichen Perspektive dargestellt, was meine innere Feministin immer wieder nach Luft schnappen ließ. So haben bis auf Sarah die Frauen im Film keine Namen, maximal Zuschreibungen (Bechdel-Test eindeutig nicht bestanden).

Offen sprechen die männlichen Charaktere über den „male gaze“. Was von Mitchell wahrscheinlich als Kritik an der Darstellung von Frauen im Film und in den Medien gemeint war, wirft doch die Frage auf, ob dazu die gezeigte Reduzierung von Frauen auf Sexobjekte nötig gewesen wäre? (Mein Tipp wäre ganz eindeutig Nein! und mich würde wirklich interessieren, was die feministische Filmtheoretikerin Laura Mulvey zu „Under the Silver Lake“ sagen würde.)

 

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Fazit

Ja, man taucht in den 2,5 Stunden, die der Film für sich in Anspruch nimmt, in ein fiktives LA ab. Erlebt Spannung, Film-Nostalgie, gute Musik. Aber der Handlungsstrang ist verwirrend und man kann ihm vermutlich erst folgen, wenn man sich entschieden hat, nicht nach einem Handlungsstrang zu suchen. Spannend und zugleich verwirrend, ist „Under the Silver Lake“ vermutlich für Zuschauer, die sich zum Beispiel an Thomas Pynchons Roman „The Crying of Lot 49“ begeistern konnten, ein vergnügliches Filmerlebnis. Außerhalb von filmtheoretischem Wissen bleibt ein schaler Geschmack von verfehlter Nostalgie und uneindeutiger Kritik zurück.

Bewertung: 2/5 Punkten