Bericht

Bericht der Noris Force Con 5 in Fürth : Von Star Wars Fans für Star Wars Fans und den guten Zweck!

Es gibt in Deutschland grandiose Fantreffen, die jährlich in riesigen Hallen stattfinden, zehntausende von Besucher anlocken und Stars aus Hollywood zu bieten haben. Es gibt aber auch grandiose Fantreffen, die in kleinen Hallen stattfinden, „nur“ tausende von Besuchern haben und ebenfalls Stars – jedoch „aus der zweiten Reihe“ – bieten.

Eine dieser Conventions ist die Noris Force Con (NFC), die in diesem Jahr vom 21. bis 23.09.18 zum fünften Mal (im Turnus von drei bis vier Jahren) von den „Star Wars Fans Nürnberg e.V.“ durchgeführt wird.

Stars „aus der zweiten Reihe“ soll dabei nicht abfällig klingen. Bei den Veranstaltern der NFC steht der Kommerz nicht im Vordergrund. Im Gegenteil: der Reinerlös wird dem karitativen Verein „Klabautermann e.V.“ gespendet! Die Stars Wars Fans möchten hier Gutes tun – und dann eben lieber das Geld direkt spenden statt für einen A-Star (Wars) Promi ausgeben.

Die Gäste aus dem Star Wars Universum kommen wegen der Fans und nicht des Geldes wegen. Viele zahlen ihren Flug sogar selbst. Sie können interessante Geschichten von den Dreharbeiten erzählen, sind sehr nahbar und ihre Fotos wie auch Autogramme sind mit ca. 20-25 Euro locker ihre Preise wert.

Selfies sind für 10 Euro jederzeit möglich. Die professionellen Fotos kosten mit 10 -20 Euro nicht bzw. nur unwesentlich mehr.

Die NFC5 findet erstmals in der Stadthalle Fürth statt. Diese bietet ausreichend Platz, ist gut zu erreichen und besitzt ein eigenes Parkhaus. Die Organisation und Durchführung verläuft perfekt, entspannt und kann sich mit anderen Cons messen. Bei Fragen kann sich der Besucher überall an Vereinsmitglieder wenden, die man an den farbigen Hemden erkennen kann.

Die Halle, die Bühne, das Programm und auch die Dekoration und das Drumherum sind liebevoll und mit einem Blick aufs Detail gestaltet worden. Die Stimmung ist ausgezeichnet und man fühlt sich als Fan erst genommen. Der Besucher merkt, die NFC wird VON Fans FÜR Fans gemacht. Es ist erstaunlich, dass dies alles in der Freizeit der Clubmitglieder entstanden ist.

Ein preiswertes „Schnupperticket“ gestattet für wenig Geld JEDEM Besucher die Con zu besuchen, wobei dabei der Besuch des Hauptsaales dann noch nicht beinhaltet ist. Die Preise für ein Wochenendticket liegen mit ca. 70 Euro nicht höher als bei anderen Fantreffen. Dazu erhält der Besucher am Eingang noch eine Tasche mit zahlreichen kleinen Geschenken (Comics, Sammelkarten…).

Am Rahmenprogramm (vieles kostenlos, um Spenden wird zum Teil gebeten) können sich vergleichbare Conventions ein Beispiel nehmen. Dem Besucher bieten sich zahlreiche Gelegenheiten, sich zu unterhalten. Es gibt Lichtschwertkampfvorführungen und unzählige Möglichkeiten, Fotos in einer Star Wars Kulisse zu schießen (Thron des Imperators, einen Landspeeder… ). Viele Ausstellungsstücke und detailgetreue Dioramen (auch aus Lego) mit Szenen aus den Star Wars Filmen gibt es zu bestaunen.

Viele Cosplay-Gruppen und Vereine, die sich mit dem Star Wars Universum befassen, sind mit Ständen anwesend bzw. präsentieren den Fans ihre liebevoll gestalteten Outfits. Ein Treffen aller Cosplayer auf der Wiese vor der Stadthalle lädt werbewirksam zum Fotografieren und Verweilen ein. Im gut sortierter Händlerraum gibt es viele Möglichkeiten, sich mit Star Wars Merchandising einzudecken. Ein besonderer Leckerbissen für Sammler ist dabei ein exclusiv von Hasbro für die NFC5 herausgegebenes Figuren-Set.

Synchronsprecher geben begeistert Autogramme

Die Synchronschauspieler der Star Wars Filme geben geduldig und mit großem Spaß gegen eine Spende Autogramme auf alles, was man ihnen hinhält. Angereist sind die deutschen Stimmen von Luke Skywalker (Hans-Georg Panczak), Leia Organa (Susanna Bonaséwicz), der Synchronregisseur Björn Schalla und die neue Stimme von Han Solo, Florian Clyde.

Eine Tombola lockt mit tollen Preisen. Es gibt keine Nieten, denn für jedes Los bekommt der Käufer ein kleines Spielzeug. Der Erlös fließt ebenfalls in den Spendentopf.

Der Fotobereich befindet sich unaufgeregt aber professionell eingerichtet neben der Haupttreppe. Einige Comiczeichner sind anwesend und malen auf Wunsch für einen kleinen Unkostenbeitrag kleine und große Kunstwerke. Auch für das leibliche Wohl ist gesorgt. Zur Mittagszeit gibt es neben kleinen Snacks auch Nudeln oder Schnitzel mit Kartoffelsalat für rund 7 Euro.

Die Panels finden im Hauptsaal statt, auf dessen Bühnenmitte bequeme Sessel stehen; umringt von dekorativen Droiden und Javas. Die Moderatoren Nessi und Tim, die beide auch schon zusammen bei der vorherigen NFC das Bühnenprogramm gestaltet haben, machen einen guten Job und tragen viel zur entspannten Stimmung und dem reibungslosen Ablauf auf der Bühne bei. Sie haben sich gut auf die Gäste vorbereitet, denn sie stellen in den richtigen Momenten anregende Fragen oder übersetzen auf deutsch gestellte Fragen der Zuschauer ins Englische. Zudem können sie hin und wieder durch Nerdwissen punkten und sind sich für keinen (Wort-)Witz zu schade.

 

Jabba the Hutt Reunion

Die Jabba-The-Hutt „Innereien“

Eine geniale Idee der Veranstalter ist die „Jabba Reunion“ d.h. fast alle „Darsteller“ bzw. Puppenspieler, die 1983 „Jabba the Hutt“ zum Leben erweckt haben, sind nach Fürth eingeladen worden. Ein vergleichbares Treffen hat es zuletzt vor 20 Jahren in Indianapolis bei der „Star Wars Celebration“ gegeben – ein echtes Highlight also. Sie freuen sich über das Wiedersehen und präsentieren sich gut gelaunt im „Jabba Palace Panel“:

Die älteren Herren hätten nie gedacht, dass sie 35 Jahre später immer noch auf die ca. vier bis fünf Wochen dauernde Dreharbeiten angesprochen werden und die Filmreihe so lange so erfolgreich werden würde. Sie haben damals nur ihre Szenen gekannt und konnten erst viel später den restlichen Film bzw. die Story kennenlernen.

Im Gegensatz zu Jabbas Inneren, in dem es sehr heiß gewesen ist und es nur wenig gute Luft gegeben hat, ist es im Studio recht frisch gewesen. So liefen die Puppenspieler immer Gefahr sich zu erkälten – und haben auch Prinzessin Leia nicht im Metall-Bikini sehen können, denn in den Pausen trug sie zum Aufwärmen einen Mantel.  Jabba „sprach“ beim Dreh noch englisch. Später wurde er dann ins Huttische synchronisiert.

Mike Edmonds, Dave Barclay, Toby Philpott, Jez Harris und Tim Rose stellen die Positionen innerhalb Jabba-The-Hutt nach

Die Darstellung von Jabba ist beste puppenspielerische bzw. animatronische Hand- und Teamarbeit. Toby Philpott steuerte dessen Kopf, Zunge und rechten Arm. Dave Barcley kontrollierte den Unterkiefer wie auch den rechten Arm. Mike Edmonds bewegte den Schwanz des Verbrecheroberhauptes, Jez Harris sorgte für dessen Bewegungen beim „Atmen“ und John Coppinger bewegte dessen Augen per Fernsteuerung.

Auf engstem Raum und unter Latex versteckt, haben sie (ausgenommen eines kleinen Fernsehers) praktisch blind agieren müssen. Ansagen gab es über Kopfhörer. Die Figur Jabba hat so wie ein „lebendiges“ Wesen gewirkt, und so hat Regisseur Richard Marquand „ihn“ oft direkt angesprochen. Die Puppenspieler sind den Schauspielern überwiegend verborgen geblieben und man lernte sich somit eher wenig kennen.

Disneys Star Wars – und Game of Thrones

Ian McElhinney (Ser Barristan Selmy in Game of Thrones, General Dodonna in Rogue One: A Star Wars Story)

Ian McElhinney, der General Dodonna in „Rogue One“ darstellt, wird während des „Disneys Star Wars Panel“ umgehend auf „Game of Thrones“ angesprochen, in den er Ser Barristan Selmy gespielt hat. Er erzählt von den verschiedenen Drehorten in Europa (u.a. in Nordirland und Kroatien) und über die extreme Geheimhaltung von HBO bei den Dreharbeiten.

Die Schauspieler bekommen am Morgen des Drehtages personalisierte Drehbücher bzw. nur die Seiten, auf denen sie auftauchen. Mehr wissen sie nicht von der Geschichte. Endszenen werden auch mehrfach und unterschiedlich gedreht, so dass selbst die Schauspieler nicht wissen, welches Ende die Serie schlussendlich nimmt. Dies wird von seinen Schauspielerkollegen Christopher Patrick Nolan und Bern Collaco bestätigt. Denn auch bei Disney gelten ähnliche Regelungen. Bei einem Wechsel zwischen zwei Hallen müssen sie einen Mantel überziehen, damit niemand außerhalb die Kostüme sieht (es soll sogar schon filmende Helikopter gegeben haben). Unterlagen dürfen nicht liegen gelassen werden und werden an jedem Drehschluss wieder zurück gegeben.

 

Synchro-Panel

Björn Schalla

Die Aufgaben eines Synchronregisseurs sind grundlegend wichtig für die Synchronisation eines Films. Björn Schalla genießt es sichtlich, aus der „Dunkelheit des Studios“ zu treten und im „Synchro Panel“ davon zu berichten. Er ist einer der ganz Wenigen, die den gesamten Film in den USA im Original schauen dürfen. Dabei ist ihm verboten, sich während des Films Notizen zu machen. Sein Fokus liegt darauf, spätere Probleme bei der Übersetzung zu verhindern. Zum Beispiel: Wird beim englischen „you“ eine Person oder eine Menge angesprochen? Da in der späteren Synchronfilmfassung nur noch der Mund zu sehen sein wird, sind solche Punkte wichtig für die Übertragung ins Deutsche.

 

Nachdem mit der Filmfirma weitere Übersetzungsschwierigkeiten besprochen worden sind und er recherchieren konnte, teilt er das Drehbuch in lauter kleine Takes auf, die dann von den Synchronschauspielern eingesprochen werden können. Die Ton“bänder“ werden dann nach England geschickt, wo sie in den finalen Film eingepflegt werden.

Florian Clyde

Björn Schalla lobt Florian Clyde, der im Film „Solo – A Star Wars Story“ Han Solo spricht. Dieser schafft es, zu „pampeln“ d.h. dem Han Solo Originalsprecher Wolfgang Pampel stimmlich nah zu kommen, ohne ihn direkt zu kopieren. Er schafft den Spagat zwischen Neuem und Altem.  Schalla ist auch der Meinung, dass die Bedeutung von Star Wars zugenommen hat. Die Filmreihe schafft es, Menschen egal ob arm, reich, behindert… zusammenzubringen.

Für jeden Star Wars Teil gibt es eine Audiodeskription d.h. ein Erzähler erklärt die Geschichte, sodass Blinde sich den Film bildlich vorstellen können. Björn Schalla hat diesen Job für „Solo – A Star Wars Story“ übernommen und spendet seine Gage für den Klabautermann e. V. .

Susanna Bonaséwicz

Susanna Bonaséwicz, die deutsche Stimme von Prinzessin Leia, erzählt, dass sie regelmäßig „Workshops“ gibt, damit sich Schauspieler zum Synchronschauspieler weiterbilden können.

 

Hans-Georg Panczak

Hans-Georg Panczak ist für viele Synchronschauspieler Ansprechpartner bzw. Fachmann für Steuerfragen. Er erklärt, dass ihr Job eine steuerliche Sonderposition darstellt. Sie sind einerseits Unternehmer und andererseits in Abhängigkeit beschäftigt. Er beschreibt dann sehr unterhaltsam, die wie er seine Unsicherheit in Bezug auf seinen Synchroneinsatz in „Das Erwachen der Macht“, der sich bekanntlich in Grenzen hielt.

 

 

 

Leeanna Walsman

Leeanna Walsman

Es ist ihre allererste Convention in Europa. Leeanna Walsman hat noch nie zuvor in Deutschland oder Europa eine Convention besucht und ist vor 15 Jahren das letzte Mal auf einer vergleichbaren Veranstaltung gewesen. Entspannt nimmt sie auf dem Sofa Platz und erzählt mit einem Lächeln Anektoden über ihre Zeit vor und nach Star Wars.

Kurz nachdem sie die Zusage zu ihrer Rolle der Kopfgeldjägerin Zam Wesell in „Star Wars – Angriff der Klonkrieger“ bekommen hat, musste sie erst einmal von ihrem damaligen Freund einen Crashkurs in die Star Wars Welt erhalten. Die Dreharbeiten haben in Sydney überwiegend in einem Bluescreen-Studio stattgefunden. Für Nachdrehs ist sie zudem noch in die Skywalker-Ranch geflogen worden. Heute arbeitet sie hauptsächlich in australischen und neuseeländischen TV Produktionen mit, unter anderem Wentworth, Seven Types of Ambiguity, Cleverman und Safe Harbour.

 

Von einer Charity Auction, Lightsabern und ordentlich Sound

Charity Auction

Ebenfalls für den guten Zweck gibt es am frühen Abend eine Versteigerung von außergewöhnlichen und seltenen Star Wars (Fan) Artikeln. Gut gelaunt und mit viel Engagement moderieren die Synchronschauspieler, Nessi und schließlich auch Händler Henry Herter die Versteigerung. Es werden u.a. zwei Originalzeichnungen von Figurendesigner Jim Swearingen, Lichtschwerter und ein Autogramm von Mark Hamill versteigert, sodass sich eine Summe von mehreren tausend Euro ergeben hat.

Lightsaber Show von Saberproject.de

Als es dunkel wird, gibt es im Außenbereich vor der Stadthalle Fürth derweil eine Laserschwertshow. Hierbei haben die Akteure aufwendig die Story vorher auf Band gesprochen.

 

Als Abschluss des Tages interpretiert das „Sound-Orchester Burgthann  e.V.“ bei einem Konzert mit seinen Holz-und Blechbläserinstrumenten u.a. Lateinamerikanische Musik, Lieder von Robin Williams und schlussendlich Filmmusik von Star Wars neu.

 

Fazit:

Bei der Noris Force Con trifft sich die Basis der Star Wars Fans in Deutschland. Das merkt man an der großen Anzahl von Fan- und Cosplayclubs, die anwesend sind. Außerdem kommen interessante Gäste aus dem Ausland angereist. Und darauf können die Veranstalter stolz sein. Alle drei – bis vier Jahre eine Con auf hohem Niveau und das nebenberuflich für den guten Zweck zu organisieren, ist echt eine Leistung! In „familiären“ Ambiente ist die NFC immer wieder ein heißer Tipp für Cineasten, Star Wars Fans und für die, die es einmal werden wollen. Und 20 000 Euro Spenden für den Verein „Klabautermann e.V.“ sind der Hammer! Wir kommen zur NFC6 gerne wieder!

http://www.norisforcecon.de/

 

 

Text: Tobias Böhm. Fotos: Markus Wissmann