Bericht

Bericht der German Comic Con Frankfurt 2018: Deutsche Stimmen und ein Hauch von Hollywood

Unser Bericht der German Comic Con Frankfurt 2018:

Die German Comic Con findet bereits zum zweiten Mal in Frankfurt statt (Bericht von 2017). Die diesjährige Messehalle – nun Halle 4 statt 3 -wirkt ein wenig kleiner als die letztjährige, ist jedoch durchgehend gut mit Besuchern, Händlern und Werbepartnern gefüllt. Klassische Comiczeichner muss der Besucher jedoch suchen. Alle Programmbereiche fallen klein aus, was zu einer guten Übersichtlichkeit beiträgt.

Star Wars Cos-Player vor der X-Wing Replica

Der Foto-Bereich liegt praktischerweise neben den Autogramm-Bereichen. Somit haben die Stars kurze Wege zu gehen. Es gibt eine Hüpfburg für Kinder und an vielen Ecken Snacks zu kaufen. Platz zum Hinsetzen, Entspannen und Essen gibt es ebenfalls. Es gibt zudem noch Raum um z.B. die Sportart Jugger (s.u.) durchzuführen. Die Toiletten sind sauber und in ausreichender Anzahl vorhanden. Es sind viele Fangruppen mit Ständen, Fotomotiven und Walking-Acts vertreten.

Neu ist das Angebot an Seminarräumen im ersten Stock. Dort werden Workshops und Lesungen angeboten, die jeder besuchen kann. Es gibt Retro-Bereiche, wo der Besucher u.a. alte C64- oder alte Computerautomaten spielen kann. Und auch die Foto-Sets von „Stranger Things“, „Big Bang Theory“ usw. sind fast schon obligatorisch vertreten. Besonders herauszuheben ist ein nachgebauter Star Wars X-Wing in Originalgröße, der sogar begehbar ist. Die einzelnen Areale der Halle sind durchaus sinnvoll aufgeteilt – wobei manchmal die Lautstärke ein bisschen stört.

Rutger Hauer

Die Stargäste (s.u.) aus Kino und TV kennt man u.a. von Game of Thrones, Sons of Anarchy, Star Wars, Terminator, Blade Runner und „Aliens“. Die Preise für Fotos und Autogramme liegen durchweg bezahlbar zwischen 30 und 40 Euro. Die Gäste widmen ihren Fans viel Zeit, unterschreiben auch mitgebrachte Gegenstände und stehen auch für Selfies zur Verfügung.

Synchronsprecher-Panel

Herausragend ist dieses Jahr die Wertschätzung der Synchronschauspieler. Die Gäste Ghadah Al-Akel (u.a. Michelle Rodriguez), Manuel Straube (u.a. Martin Freeman und Stewie in Family Guy), Tobias Müller (u.a. Jonah Hill) und Ingo Albrecht (u.a. Dwayne Johnson) dürfen sich in einer extra eingerichteten „Synchron Area“ den Fans präsentieren und Kontakte zu ihnen knüpfen. Sie bekommen dadurch für ihre Fans ein Gesicht und genießen den Austausch mit der „Basis“. Sie besprechen auf Wunsch für einen kleinen Obolus Texte auf Handys und Anrufbeantworter ein und geben kostenlos Autogramme. Zudem geben Sie einen Workshop und ein eigenes Synchronsprecher-Panel, die beide von den Zuschauern gut angenommen werden.

Manuel Straube

Tobias Müller

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Publikum beim Synchron-Workshop ist zwischen 20 und 40 Jahren alt und mit Hörspielen und synchronisierten Filmen aufgewachsen. Die sympatischen Synchronschauspieler Manuel Straube und Tobias Müller erzählen in entspannter Atmosphäre, dass sie den Job schon seit über 25 Jahren machen.

Manuel Straube erzählt, dass er durch seinen Vater, einen Tonmeister, zum Synchronsprechen gekommen ist. Er ist anfangs für einen Probesprechen für Winnie-the-Pooh eingeladen worden, aus dem jedoch nichts geworden ist. Danach hat er es immer wieder versucht und weiter für Synchronjobs vorgesprochen. Irgendwann ist ihm aber klar geworden, dass er den Beruf des Synchronschauspielers LERNEN muss. Somit ging er auf die Schauspielschule.

Tobias Müller hat ebenfalls als Kind angefangen, oft Castings gehabt und hat den Job des Synchronschauspieler von der Pike auf gelernt, denn viele Firmen setzen eine ordentliche Ausbildung voraus.

Beide machen nicht nur Synchronarbeiten sondern führen auch Synchron-Regie. Sie erstellen in mühseliger Arbeit manchmal bis in die Morgenstunden Drehbücher. Eine gute Übersetzung ist nicht leicht. Sie versuchen bei der Übersetzung möglichst nahe ans Original heranzukommen. Wenn im Englischen der Mund zugeht, muss auch in der deutschen Übersetzung der Mund zugehen. Das Übersetzen von (Wort)Witzen bzw. Wortspielen ist mit am schwierigsten. Die Synchronarbeit braucht Platz für Improvisation und setzt eine gute Zusammenarbeit zwischen Schauspieler und Regisseur voraus.

Gefühlt hatten die Synchronstudios früher mehr kreative Freiheit. Eine Ausnahmeserie wie „Die 2“ (Krimiserie der 70er mit Tony Curtis und Roger Moore), die durch ihre geniale bzw. freche Synchronisation punktet, wäre heute wahrscheinlich nicht mehr denkbar und durchführbar. Brillante Sprecher wie Arne Elsholz (deutsche Stimme von Tom Hanks) werden immer seltener. Die Firmen wollen zwar Sprecher haben, investieren jedoch wenig für die Ausbildung.

Wie verläuft das Übersetzen nun genau? Der Text wird in Abschnitte (Takes) von ungefähr 10 Sekunden eingeteilt. Manchmal schneidet man sich einen Take in einen Loop (eine Schleife) , den man sich immer wieder anhören kann. Die Kunst dabei ist es, die Übergänge der Takes so zu gestalten, dass es nicht auffällt, dass sie einzeln aufgenommen worden sind. Dabei muss jede Stimme im Hintergrund geschrieben und gesprochen werden. Ein Beispiel für die klassische Synchronisation kann man sich im Film „Alien“ anhören. Alle Schauspieler sitzen in der berühmten Kantinenszene zusammen. Da man nicht so viele Tonspuren gehabt hat, ist alles gleichzeitig aufgenommen worden. Heute ist die Technik weiter entwickelt und man würde alles einzeln aufnehmen. 

Früher hat es noch den Beruf des Geräuschemacher gegeben, der zusätzlich während der Aufnahme verschiedene Geräusche machen konnte. Heute gibt es eine „Internationale Tonspur“ (IT-Band). Darauf werden Geräusche aufgenommen, die international weitergegeben und zur Nachvertonung genutzt werden.

Die vier Synchronschauspieler bedanken sich beim Panel für das Interesse und die Wertschätzung der Gäste für ihre Arbeit. Sie wären bei der nächsten Comic Con gerne wieder dabei. Auf die Frage, welche Voraussetzungen für den Job des Synchronschauspielers nötig sind, antworten sie, dass man ein gewisses Maß an Schauspielerfahrung braucht. Die meisten von ihnen haben Erfahrung am Theater gesammelt. Es gibt hin und wieder Synchronsprecher, die alles immer gleich sprechen. Ausgebildete Synchronschauspieler aber zeigen ihre Qualität, indem sie ihre jeweilige Rolle SPIELEN und jeweils neu interpretieren.

Ghadah Al-Akel ist schon beim Einkaufen an ihrer Stimme erkannt worden. Alle vier Synchronschauspieler finden, dass es das Größte ist, wenn man erkannt wird, aber der Mensch einen nicht in irgendeine Schublade hineinstecken kann. Motto: Die beste Synchronisation ist die, die man nicht bemerkt. Der Film steht im Vordergrund, nicht die Synchronstimmen. Privat können sie manchmal nur noch schwer Kinofilme genießen, denn sie achten als Profis automatisch auf die Synchronisation bzw. auf deren Qualität.  Da nicht jeder Kinobesucher gut Englisch verstehen kann und im Film auch nicht immer Untertitel lesen möchte, ist eine Übersetzung ins Deutsche definitiv sinnvoll. Und die deutsche Synchronisation gilt als die Beste der Welt!

Der Zuschauerbereich des Panel-Bereichs ist recht klein und eng bestuhlt. Es gibt teilweise eine Moderation und die Zuschauer haben die Möglichkeit, mit einem Mikrophon Fragen an die jeweiligen Stars zu stellen.

Auf seine Rolle bei den „Sons of Anarchy“ angesprochen (er spielt den Präsidenten des Chapters Les Parker), erzählt „T-1000“ Robert Patrick, dass er wirklich tätowiert sei, Motorrad fährt und ebenfalls Mitglied eines Motorradclubs ist. Er wollte schon als Kind Schauspieler werden, hatte aber zunächst viele andere Jobs, u.a. hat er hat schon als Bedienung gearbeitet und ist zur See gefahren.

Mit 24 Jahren hat er seine Schauspielkarriere begonnen. Robert Patrick hat es geliebt, mit Gillian Anderson längerfristig bei Akte X zu spielen. Um sich auf seine Rolle als Polizist im Film „Copland“ vorzubereiten, hat er drei Wochen lang ein Praktikum bei der New Yorker Polizei gemacht. Auf die Frage, was er von den Terminator-Fortsetzungen hält, hebt er die Hauptcharaktere und Darsteller lobend hervor. 

 

Rutger Hauer sitzt während des Panels im Publikum. Er witzelt, dass er eigentlich nicht gerne auf der Bühne steht, er deswegen kein Theater spielt sondern lieber Filme dreht. Als erstes wird er auf seinen Film „Die Jugger – Kampf der Besten“ angesprochen. Aus dem Film heraus ist die Sportart „Jugger“ entstanden. Ein paar Sportler laden ihn zu einer sportlichen Vorführung auf dem Con-Gelände ein.

Auf die Frage ob er die Vorlage von Blade Runner „Träumen Abdroiden von elektronischen Schafen?“ gelesen hätte, antwortet er, dass der Film nur darauf basieren würde. Ein Film würde sich immer vom Buch unterscheiden. Rutger Hauer wird natürlich auf seinen berühmten Monolog von Blade Runner angesprochen. Er erwähnt, dass er einen großen Teil dieses poetischen Textes improvisiert hätte. Auf die Frage, wie er Schauspieler geworden ist, erzählt er, dass er sehr viel Glück und seit 1969 im Film und TV Serien viele erfolgreiche Auftritte gehabt hat.

Sean Gunn kennt man aus der Serie „Gilmore Girls“ und vom Marvelfilm „Guardians of the Galaxy“. Er tritt in den ersten Folgen von „Gilmore Girls“ als Kirk (The „cable guy“) auf. Insgesamt hatte er in der Serie 43 Jobs, erwähnt die Moderatorin. Genauso wie die Figur Kirk, ist er ein Tierfreund und hält zu Hause zwei Katzen. Er hat sich sehr gefreut bei „Guardians of the Galaxy“ mit seinem Bruder (und Regisseur) James Gunn zusammen zu arbeiten. Er hat auch noch einen weiteren Bruder, der im Filmbusiness arbeitet – Brian Gunn ist Drehbuchautor. Er findet, dass „Guardians of the Galaxy“ ein sehr persönlicher und familiärer Film ist. Der Teil 1 handelt von der Findung einer Familie und der Teil 2 zeigt, was es bedeutet, eine Familie zu sein.

Fazit:

Auch im Jahr 2018 bietet die Comic Con Frankfurt viel Abwechslung. Gut gelaunte Stargäste und ein nettes Team bereiten den Besuchern ein schönes Wochenende. Da die Halle nicht zu groß ist, hat man die unterschiedlichen Bereiche jederzeit schnell und problemlos erreichen können. Leider hat die Akustik dadurch manchmal ein wenig gelitten.

Alleinstellungsmerkmal ist dieses Jahr der neue Synchron-Bereich. Erstmalig waren vier Synchronschauspieler anwesend, die von ihrer wichtigen und anspruchsvollen Arbeit in einem Workshop und einem Panel berichtetet haben. Diese Idee ist definitiv wert, von den anderen Conventions aufgegriffen und sogar ausgebaut zu werden. Weiter so!

 

 

Gästeliste 2018:

Robert Patrick (Terminator 2, Stirb langsam 2, Scorpion, Akte X, Sons of Anarchy, From Dusk Till Dawn)

Rutger Hauer (Blade Runner, The Hitcher, Sin City, Batman Begins, Buffy)

Michael Biehn (The Terminator, Aliens, The Abyss)

Sean Gunn (Guardians of the Galaxy 1 & 2, Gilmore Girls, Avengers Infinity War)

Jennifer Blanc-Biehn (Dark Angel)

Jerome Flynn (Game of Thrones, Black Mirror, Ripper Street, Loving Vincent)

Jeremy Bulloch(Star Wars, Doctor Who, James Bond 007, Robin Hood)

Kate Dickie (Game of Thrones, Star Wars, Prometheus, The Witch) – NUR SAMSTAGS !

Mark Boone Junior (Sons of Anarchy)

Theo Rossi (Sons of Anarchy)

Aimee Garcia (Lucifer, Dexter, Rush Hour, RoboCop)

Vladimir Furdik (Game of Thrones)

William Hope (Hellbound: Hellraiser II, Sherlock Holmes, Captain America – First Avenger, xXx, Aliens)

Colette Hiller (Aliens)

Ingo Albrecht (Synchronsprecher u.a. von Dwayne Johnson, Laurence Fishburne, Vinnie Jones)

Manuel Straube (Synchronsprecher u.a. von Martin Freeman, Stewie Griffin, Jason Earles)

Ghadah Al Akel (Synchronsprecher u.a. von Michelle Rodriguez, Blossom (Power Puff Girls), Pharah (Overwatch))

Tobias Müller (Synchronsprecher u.a. von Jonah Hill, Michael Pena)

Andreas Trinsch (Autor: Brienne – Ein Leben für die Ehre)

 

 

Zum Event (2018)

Tagestickets kosten je nach Tag 20-25 Euro, ein Wochenend Ticket ist ab 39 Euro zu haben. Kinder unter 6 Jahren haben freien Eintritt in Begleitung eines Erziehungsberechtigten, für Kinder zwischen 6 und 12 Jahren sind ermässigte Karten erhältlich. Silber/Gold-Tickets sind ab 149 Euro erhältlich und enthalten z.B. früheren Eintritt zu Con, Sitzplätze in der 1. Reihe und einen Autogrammgutschein für einen Gast.

Der Eintritt beinhaltet den Zugang zu allen öffentlichen Bereichen der Convention sowie der Cosplay-Bereich, der Händler- und Ausstellerbereich, die Comic-Künstler, Workshops, Vorträge, dem größten Teil der Panels und den Gästen. Autogramme und Photoshoots müssen wie üblich separat erworben werden.

 

Weitere Informationen gibt es unter http://www.germancomiccon.com/de/frankfurt/

 

Text: Tobias Böhm, Fotos: Markus Wissmann