Insgesamt 11 AstronautInnen aus Rumänien, Deutschland, Österreich, Spanien und Frankreich sind am 21. Mai zu einer „Reunion“ ins Forum-Kino des Technik Museums Speyer eingeladen worden. Dort wird Ihnen der ASE-Universal Astronaut Pin verliehen, eine Auszeichnung nur für diejenigen, die im Weltraum unterwegs gewesen sind. Verliehen wird der Pin von der Association of Space Explorers (ASE), einer von amerikanischen und russischen Raumfahrern initiierten Vereinigung, in der nur RaumfahrerInnen Mitglied werden können.
Die entspannte und unaufgeregte Stimmung erinnert an eine Art „Klassentreffen“. Unter „Arbeitskollegen“ kennt man sich. Sechs der Gäste sind zum ersten Mal in Speyer.
Gerhard Daum, Kurator der Ausstellung „Technik and Beyond“ begrüßt die ca. 200 Anwesenden im Forum-Kino und startet umgehend in den unterhaltsamen Nachmittag, indem er mit einer Foto-Präsentation und einem kurzen Film den Zuschauern Informationen zu „seiner“ Raumfähre „Buran OK-GLI“ gibt. Diese ist das russische Pendant zur Raumfähre Enterprise (USA), die u.a. zu Testflügen im All gewesen und nach ihrer Ausmusterung in einer abenteuerlichen Reise ins Technik Museum Speyer gekommen ist und dort seit 2008 das zentrale Ausstellungsstück darstellt.
Darüber hinaus gibt es über 700 weitere Ausstellungsstücke in der Raumfahrthalle zu entdecken wie z.B. einen originalen Mondstein der NASA von Apollo 15. Andy Turnage, Executive Director der ASE nutzt diese letzte Info, um auf den eigentlichen Zweck dieser Zusammenkunft überzuleiten.
Mondsteine haben Nummern, um zu wissen wie viele von ihnen existieren. In einer Analogie dazu hat die ASE allen ihren Mitgliedern Nummern zugeordnet, Juri Gagarin, würde z.B. die Nummer eins erhalten. Jedes Mitglied bekommt eine Anstecknadel ( ASE- Universal Astronaut Pin) und eine Urkunde verliehen.
Die AstronautInnen sitzen in der Reihenfolge, wie sie zeitlich zum ersten Mal im All gewesen sind: Dorin Prunariu (Rumänien), Ulf Merbold (Deutschland), Ernst Messerschmidt (Deutschland), Franz Viehböck (Österreich), Klaus-Dietrich Flade (Deutschland), Michel Tognini (Frankreich), Jean-Pierre Haigneré (Frankreich), Claudie Haigneré (Frankreich), Reinhold Ewald (Deutschland), Pedro Duque (Spanien) und Gerhard Thiele (Deutschland).
Jeder Teilnehmer könnte gewiss alleine die angesetzten 90 Minuten über den eigenen Weltraumflug (teilweise in einer russischen Sojus-Kapsel) berichten, muss sich jedoch in diesem Rahmen kurz fassen. Neben einer knappen Beschreibung der eigenen Missionen findet jeder Vortragende auch ein paar (Dankes)Worte. Häufig wird der Begriff Weltfrieden erwähnt und wie zerbrechlich unser „Raumschiff“ Erde vom All aus wirkt. Die Erdenbürger seien somit im übertragenen Sinne ebenfalls Astronauten. Nur durch die Zusammenarbeit des Ostens und des Westens seinen die grandiosen Erfolge der Weltraumforschung möglich geworden. Die französische Astronautin Claudie Haigneré wirbt für mehr weibliche Diversität in der Raumfahrt.
Gerhard Thiele dankt Ernst Messerschmidt (der an diesem Tage 77. Geburtstag feiert), weil dieser sich seit vielen Jahren beruflich mit der Ausbildung der neuen Raumfahrer-Generation beschäftigt. Außerdem erinnert er an die unzähligen ungenannten Menschen im Hintergrund (Technik, IT…) , die zu einem gelungenen Raketenstart beitragen.
Zur Überraschung der Zuschauer gibt es eine Live-Schalte zu Matthias Maurer, der am 6. Mai von der Raumstation ISS zurückgekommen ist und sich gerade in der Reha befindet. Er muss wieder Muskeln aufbauen und sich an die Erdgravitation gewöhnen. Er berichtet u.a. , dass die aktuelle politische Situation Auswirkungen auf den Einsatz hatte. Dennoch hat er einen für sich spektakulären Außeneinsatz durchführen können. Ein Höhepunkt seiner bisherigen Karriere.
Abschließend stellen einige Gäste noch Fragen an die Ausgezeichneten:
Ein Zuschauer fragt etwas provokativ, wie man die hohen Kosten der (Weltraum)Forschung bei den heutigen Problemen, die die Weltbevölkerung hat, rechtfertigen kann. Gerhard Thiele hält die vielen technologischen Fortschritten dagegen, die ohne Raumfahrt nicht möglich gewesen wären, und dass es somit teurer sei, NICHT in die Wissenschaft und Forschung zu investieren. Viele dieser Entwicklungen und Entdeckungen können erst heute wertgeschätzt werden, z.B. in der Medizin. Wäre früher nicht darin investiert worden, hätten wir sie heute nicht.
Ein Junge möchte wissen, wie man am besten Astronaut wird. Reinhold Ewald antwortet, dass jeder Mensch das findet muss, was ihm Spaß macht und für das er brennt. Reinhold Ewald hat schon als Kind den Traumberuf „Raumfahrer“ und später in seiner beruflichen Vita sehr viel Glück gehabt. Obwohl von Tausenden Bewerbern nur eine Handvoll zur Ausbildung aufgenommen werden, soll jede(r) Interessierte trotzdem weitermachen und einen Beruf im Bereich Raumfahrt wählen.
Ein lehrreicher und informativer Nachmittag neigt sich dem Ende zu. Gerhard Daum dankt allen Gästen für ihr Kommen.