Bericht

Bericht der Comic Con Germany Stuttgart 2019 – Platzmäßig kleiner aber nicht weniger feiner.

 

Bereits zum vierten Mal findet die Comic Con Germany (CCG) vom 29. bis 30. Juni 2019 in Stuttgart auf dem Messegelände statt. Jedoch hat sich der Veranstalter (u.a. auch von der FedCon in Bonn) dieses Jahr entschieden, den vorhandenen Platz optimaler zu nutzen und „nur“ eine Halle zu mieten.

Halle 1 der Comic Con Germany Stuttgart

Einigen Unkenrufen zum Trotz ist diese platzmäßige „Verkleinerung“ kein Debakel geworden. Die Halle 1 wird in diesem Jahr vollständig ausgenutzt – Flächenabschnitte wie beispielsweise der Legobereich und Fangruppen sind auf die Empore verlegt worden. In das frei gewordenen Areal wurde der Foto- und Autogrammbereich versetzt. Alles ist ein wenig eng aber ausreichend. Als Rückzugsraum muss das Außengelände herhalten, wobei es dort dieses Jahr einen kleinen Mittelaltermarkt gibt. Dies kann als Antwort bzw. Reaktion auf die CCXP in Köln gewertet werden, die ebenfalls einen solchen Markt anbieten. Die Termindoppelung beider Conventions hat keine Auswirkungen auf den Besucherandrang in Stuttgart. Die Gänge in der Halle sind sehr gut gefüllt und die Händler machen vermutlich gute Geschäfte.

Überall laufen Cosplayer herum, die sich fotografieren und sich ihre phantasievollen Outfits gegenseitig präsentieren.  In der Szene bekannte und zum Teil extra eingeflogene Cosplayer bekommen einen speziellen Fotobereich eingerichtet, wo sie sich zeigen und Fotos mit ihnen gemacht werden können. Wenn es den Besuchern auf dem Außengelände zu warm wird, können sie in die Halle kommen, die angenehm klimatisiert ist.

Bühne im Lichthof

Bei „nur“ acht angereisten Stars reicht tatsächlich die Bühne im Lichthof aus. Sollte sich diese Anzahl im kommenden Jahr erheblich erhöhen, wird es mit einer Bühne vermutlich knapp.  Die Markise am Glasdach hat ihren Dienst getan – die Temperaturen im Lichthof sind moderat. Nessi moderiert sehr gut und springt ein, wenn keine Fragen mehr von Publikum kommen. Ansonsten ist das Team gewohnt freundlich und kompetent.

Richard Dean Anderson

Leicht verschwitzt nimmt der sympatische Richard Dean Anderson die Moderationen seines Panels selbst in die Hand. Er lacht viel und nimmt sich wiederholt selbst auf die Schippe, denn er hätte „in letzter Zeit ein wenig zugenommen“.

Zu Beginn wird er kurz politisch und entschuldigt sich als Amerikaner für Donald Trump, woraufhin er seinen ersten Applaus erhält. Anderson stellt reflektiert und ehrlich fest, dass seine aktive TV-Karriere zu Ende sei. Er sei nun ein Familienmensch und würde seinen Lebensstandard mit dem Besuch von Conventions finanzieren. Dies würde ihm großen Spaß bereiten, er würde tolle Menschen kennen lernen und viel um die Welt reisen.

Bis zu seinem Mitwirken in Stargate sei er kein Sci-Fi-Fan gewesen. Die Figur des Colonel Jonathan „Jack“ O´Neill unterscheidet sich erheblich von der des Angus MacGyver. Ersterer sei viel ernster und hätte wenig Humor.

Mit der Figur des MacGyver sei er überall auf der Erde bekannt geworden. Auf konkrete Folgen und logische Fehler angesprochen, erwidert er, dass er noch nicht mal mehr weiß, was er zum Frühstück gegessen hätte – Wie soll er sich da an Einzelheiten einer Folge vor 30 Jahren erinnern?

Der Aufbau der MacGyver Folgen sei immer gleich gewesen: Es gibt ein Problem, welches Geheimagent bzw. Technikspezialist MacGyver immer ohne Waffen und mit einfachen Hilfsmitteln (u.a. seinem Schweizer Taschenmesser) und viel Kreativität lösen kann. Natürlich stände da der Realismus nicht im Vordergrund. Wie oft findet man auf einem einsamen Berg einen plötzlich einen funktionierenden Rasenmähermotor, mit dem man mal eben ein Ultraleichtflugzeug baut? Die Serie Mythbusters hat eben dieses Fluggerät nachgebaut und ist kläglich gescheitert, sprich abgestürzt (S06E06). Die Anleitung zum Bau einer einfachen Bombe würde er heute als Vater ein klein wenig kritischer sehen. Bei einem möglichen Sequel oder Reboot wäre er nur als (älter gewordene) Hauptfigur dabei. Die aktuelle neue Version der Serie findet er und das Publikum eher entbehrlich.

Iwan Rheon

Iwan Rheon ist vielen Con-Besuchern schon aus der Serie Misfits bekannt, in der er den jungen Straftäter Simon dargestellt hat. Diese relativ kleine Produktion war recht stressig und harte Arbeit. Die Games of Thrones Dreharbeiten, bei denen er Ramsay Bolton spielt, sind dagegen viel größer gewesen und durch das große Team hat sich der Stress in Grenzen gehalten.

Er bekommt vom Publikum für seine teilweise krasse Darbietung viel Lob. Die „böse“ Rolle Ramsay sei schon sehr interessant, es hätte ihm jedoch nicht immer Spaß gemacht einen unmenschlichen Sadisten darzustellen. Manche Menschen schreien ihn deswegen beim Einkaufen an und beleidigen ihn. Sie unterscheiden nicht zwischen der Rolle und ihm als Schauspieler. Seine Lieblingsszenen seinen einerseits die Rasierszene in Staffel 4 und das Gespräch zwischen Ramsay und John Schnee vor der Schlacht der Bastarde.

Rheon ist in Wales aufgewachsen und in Cardiff auf die Highschool gegangen. Zu dieser Zeit wollte er Rockstar werden, hat in einer Band Gitarre gespielt und konnte diese Fähigkeit auch schon öfters in seine Rollen einfließen lassen. 2015 hat er ein Album aufgenommen und zur Zeit macht er wieder Aufnahmen, um vielleicht in Zukunft eine neue CD herauszubringen. Auf der Schauspielschule in London hat er sich mit 17 erste Schauspiel-Jobs ergattert und nach einiger Zeit, viel harter Arbeit und viel Glück ist er bei Game of Thrones gecastet worden. 2017 hat er den jungen Adolf Hitler dargestellt und die Rolle des Maximus in der Marvel-Serie „Inhumans“ übernommen.

Auf Wunsch des Publikums singt er ein paar Takte und spricht ein wenig walisisch, was ihm einigen Applaus einbringt.

Brent Spiner und Jonathan Frakes

Jonathan Frakes und Brent Spiner sind ein eingespieltes Team. Sie haben schon auf der FedCon 2018 mit der „Morning Show“ eine Art Premium-Comedy Programm abgeliefert. Einige Elemente sind fix und haben sich im Programm bewährt. Viele Gags entstehen jedoch spontan im Gespräch mit Zuschauern und Fans. Wie bei einem Stand-Up Programm werden unterhaltsame Schlagworte immer wieder in spätere Nummern integriert. Die Nachfrage bei den Con-Besuchern ist groß und der Lichthof sehr gut gefüllt. Die beiden Star-Trek Darsteller liefern auch immer etwas fürs Auge. Entweder sie bieten für skurrile Fotos Standbilder dar, tanzen oder singen für Fans ein Geburtstagsständchen.

Brent Spiner hat sich in den letzten Tagen Stuttgart ein wenig angesehen wollen und hat sich für den Transfer ein Ticket für die S-Bahn gekauft. Zu seiner Überraschung hat dieses Ticket niemand kontrollieren wollen. Warum dann kaufen, fragt er sich? In New York kommt man ohne Tickets nicht in den Bahnhof hinein. Nessi wirft ein, dass man in Deutschland dafür an den Raststätten ohne 70 ct-Tickets nicht aufs Klo gelangt. Er macht das Beste daraus und möchte, mit einem Augenzwinkern, seine „jungfräuliche“ Fahrkarten auch die kommenden Tage nutzen.

Brent Spiner und Jonathan Frakes

Jonathan Frakes berichtet von einer Convention, bei der die Merchandise-Artikel seiner Schauspielkollegen hochpreisig verkauft worden sind. SEINE Figur jedoch gab es als Sonderangebot zu jedem Verkauf dazu.

Ebenfalls sehr unterhaltsam ist, dass sich Jonathan Frakes mit einer X-Faktor Persiflage selbst auf den Arm nimmt. Er erzählt skurile Geschichten und fragt dann das Publikum verschmitzt „Wahr oder Fiktion?“ So bringt er das Publikum zum Grübeln: Würde Mariana Sirtis ihren kleinen Yorkshire-Terrier in der Mikrowelle trocknen oder würde es sich „Worf“ Michael Dorn erlauben, ein Ei auf dem Kopf von Patrick Steward zu zerschlagen? Wer weiß?

Die beiden Schauspieler machen sich aber am meisten über sich selbst lustig. Brent Spiner muss in „Star Trek Next Genaration“ als Androide Data seitenweise pseudowissenschaftliche Texte auswendig lernen und vortragen. Jonathan Frakes hat es da leichter. Als Commander Riker sagt er einfach „Report!“ / „Bericht“ und lässt sich alles erzählen.

Brent Spiner

Bei den obligatorischen serienspezifischen Fachfragen holen sich beide Hilfe von Serienkennern in der ersten Reihe. Brent Spiner berichtet, dass er Datas „Life Forms Song“ spontan selbst erfunden hätte und die Rechte daran immer noch besäße.

Jonathan Frakes berichtet, dass Marina Sirtis und er bei der Disney-Zeichentrick Serie „Gargoyles“ als Sprecher aktiv gewesen sind und die Serie eventuell in nächster Zeit als Live Action Variante verfilmt wird.

Cosplay Contest: Teilnehmer

 

Fazit

Die CCG Stuttgart ist in diesem Jahr kleiner aber nicht weniger gut durchgeführt worden. Es ist mutig gewesen, den Platz zu optimieren, weniger Promis einzuladen und damit schlussendlich Kosten zu sparen. Hier darf sich jedoch nicht kaputtgespart werden. Wenn es wieder mehr Stars geben sollte (was wir hoffen) oder das Wetter schlecht ist, kostet dies wieder neuen Platz in der Halle und auf der Bühne.

In Bezug auf die Anzahl der Cosplayer ist Stuttgart führend und der Wettbewerb vermutlich einer der begehrtesten in Deutschland. Ihre Anwesenheit ist ein definitiver Mehrwert und bringt viel für das „Convention-Feeling“. Die CCXP, die zeitgleich stattfindet, hat in Bezug auf den Besucheransturm anscheinend keine Auswirkungen gehabt.

„Konkurrenz belebt das Geschäft“, heißt es. In diesem Sinne wünschen wir, dass die Qualität der Veranstaltung(en) sich nicht verschlechtert und ALLE Besucher, Promis und das Con-Team weiterhin mit großem und nachhaltigem Spaß dabei sind!

 

 

 

Bildergalerie 

 

 

Text: Tobias Böhm, Bilder: Markus Wissmann