Bericht

Bericht der CCXP Cologne 2019 – Das Potential ist da

 

Die Comic Con Experience (CCXP) erfreut sich in Brasilien mit über 250 000 Besuchern großer Beliebtheit. Diesen Erfolg möchten die brasilianischen Veranstalter in Europa bzw. Deutschland wiederholen und haben die Messe Köln als einen kompetenten Partner mit ins Boot geholt, der die Wünsche und Ansprüche der Organisatoren gut umsetzt.

 

CCXP Cologne, Warteschlange vor dem Einlass

 

Dabei setzt die CCXP zunächst einmal eindeutig neue Maßstäbe im Convention-Segment :

  • Im Vorfeld werden wertige Tickets im mehrfarbigen Druck per Post versandt.
  • Das „Thunder Theater“ – die Hauptbühne – wird als „Europas größtes Kino“ angekündigt. Über der Bühne trohnt eine riesige Leinwand, auf der Filmclips und Vorstellungsvideos abgespielt werden können. Die Gespräche werden im Hintergrund quasi live übersetzt und in deutsch untertitelt – das gab es auch schon auf der Walker Stalker in Mannheim, ist aber ansonsten eine Seltenheit. Steven Gätjen moderiert professionell, sympatisch und auf Augenhöhe mit den Stars. Er schafft es, eine entspannte Atmosphäre zu schaffen und im Gespräch auf der Bühne gute Fragen zu stellen.
  • Zusätzlich zu den Panels gibt es regelmäßig Live-Interviews mit den angereisten Stars im eigenen verglasten Streaming-Studio von Filmstarts.de. Auf dem Weg zum Studio gehen die Stars über eine Art roten Teppich.
  • Alle Helfer sind bezahlt worden und auch anwesenden Fangruppen haben wohl eine finanzielle Unterstützung erhalten.
  • Es gibt einen Kinderbereich mit Kinderbetreuung.
  • Aufwendige Aufbauten und Originalprops diverser Filme, darunter Original-Autos aus den Batman-Filmen und dem Fast & Furious Franchise sind deutliche Hingucker. Zahlreiche Fotopoints zu aktuellen Filmen der anwesenden Studios sowie diverse Unterhaltungsmöglichkeiten (Fahrsimulatoren…) werden technisch und organisatorisch perfekt umgesetzt. Einzig die Fotoecke „Hagrids Hütte“ ist nicht optimal zum Fotografieren ausgeleuchtet.

Austellung der Original-Autos aus den Batman-Filmen

 

Mittelaltermarkt auf der CCXP Cologne

Es gibt aber auch Kritikpunkte: Der Spielebereich und der Mittelaltermarkt wirken eher wie etwas traurige Überbleibsel der „Role Play Convention“ (RPC), die von der CCXP abgelöst worden ist. Ein Konzept ist hierbei eher nicht ersichtlich. Die Standbetreiber selbst machen beim Markt einen tollen Job, trotzen der Hitze und haben auch bei geringer Nachfrage selbst viel Spaß bzw. vermitteln ihn dem Besucher. Die Stände sind im glühend heißen Hof aber zu weit verteilt. Somit kann leider keine wirkliche Stimmung aufkommen. Die Hallen wiederum sind angenehm kühl.

 

Beim Eintritt in die Convention wird der Besucher zunächst im Foyer von einer scheinbar endlosen Reihe von Cosplayern begrüßt. Die Wartezeit ist kurz und der Einlass professionell geregelt. Nicht nur am Eingang sind die Betreuer kompetent, zuvorkommend und stets sehr freundlich.

Die Halle 8 dient als „Hollywood“-Haupthalle und beinhaltet die Fotopoints, Ausstellungen und die Thunder-Stage. Die dortigen Photo – und Autogrammbereiche sind klug strukturiert. Da zeitweise „nur“ ein halbes Dutzend Stars anwesend sind, hält sich der logistische Aufwand in Grenzen. Die Fotos werden sofort auf einem Bildschirm zur Auswahl angezeigt und dann umgehend in guter Qualität ausgedruckt. Auch ein Lego-Store ist auf der CCXP anwesend und präsentiert neben einem kompakten Sortiment und Möglichkeiten zum Selber-Basteln auch einige exklusive, nur dort erhältliche Figuren.

Halle 8 Photo Point: Fast & Furious Hobbs & Shaw

In Halle 7 gibt es dann ein größeres Angebot an Händlern, die ihre Ware anbieten, darunter einige, die man sonst eher weniger auf Conventions antrifft wie zum Beispiel Faber-Castell und Galeria Kaufhof Karstadt. Auch gibt es neben dem Spiele-Bereich auch einen großen Bereich für Cosplayer, in dem sich diese auch umziehen und fotografieren können. Der Aufbau wirkt sehr professionell. Es scheint jedoch, als ob – zumindest am Freitag – eher wenige Hobby-Cosplayer anwesend sind. Der Charme des „Das habe ich mit viel Phantasie, Kreativität und Einfallsreichtum selbst gemacht“ fehlt.

 

Joscha Sauer

In der Artist Area, ebenfalls in Halle 7, sind viele namhafte Zeichner angereist, verkaufen ihre Comics und zeichnen geduldig jeden Bilderwunsch hinein. Dem Comic-Fan wird viel geboten, unter anderem Lappan Zeichner Joscha Sauer (Nichtlustig), Mawil (Lucky Luke Sonderband), Andre Sedlaczek und Martin Perscheid, Disney Zeichner Miguel Fernandez Martinez (Panini), Ivan Reis und Joe Prado (beide ebenfalls Panini) und Graphic-Novel Größen David & Meredith Finch, Mike Deodato, Brian Azzarello und David Lloyd.

 

 

Der Knackpunkt bzw. Gradmesser des Erfolgs einer Convention ist und bleibt die Anzahl der Besucher. Am Freitag und auch am Wochenende hat es da noch einigen Raum nach oben gegeben. Im Netz kann man Zahlen von 40 000 Besuchern aber auch 20 000 bis 30 000 Besucher lesen. Am Donnerstag und Freitag haben Studenten kostenlosen Eintritt erhalten.

Aller Anfang ist schwer. Der Markt in Deutschland ist hart umkämpft, die Zielgruppe übersichtlich und die Claims sind schon weitgehend abgesteckt. Was sind Merkmale, die die CCXP herausstellt? Was finde ich hier und nicht bei den anderen Cons? Welche Niesche wird nur HIER abgedeckt?

Tageseintrittspreise von ca. 45 Euro sind nicht niedriger als bei vergleichbaren Conventions. Die CCXP liegt zeitgleich mit der Comic Con Germany Stuttgart, einer der größten Conventions in Deutschland. Cosplayer, die eine Reise nach Stuttgart einplanen, kommen nicht auch noch nach Köln.

Manche Fans gehen schon seit fast 30 Jahren auf bestimmte Conventions. Der brasilianische Veranstalter muss weiter den Markt und das Kaufverhalten der Deutschen Conbesucher beobachten und konstruktiv und geduldig reagieren. Die Größe allein kann es nicht sein. Manche Cons sind klein aber sehr lukrativ. Sie haben sich entwickelt, mit ganz eigenem Charakter und eigener Seele. Sie haben zu ihrem Beginn auch erst einmal anlaufen müssen. Jeder neuen Convention muss Zeit gegeben werden.

Die angereisten Gäste aus Hollywood und der „Streaming-Welt“ sind sicherlich dem Fan, aber nicht unbedingt jedem 0815 Passanten bekannt. Laufkundschaft wird hiermit nicht neugierig gemacht bzw. angesprochen. Nikolaj Coster-Waldau ist schon ein guter Anfang gewesen, wenn auch nur am Wochenende. Die Auswahl könnte zudem größer sein. Das Programm über alle Tage zu verstreuen, sodass ein Fan von zwei Gästen gegebenenfalls auch an zwei Tagen anreisen muss, mag zwar helfen die Gespräche aktuell und frisch zu halten, bedeutet aber auch mehr Aufwand und Kosten für den jeweiligen Fan. Das kann bei einer klassischen Hotel-Convention mit zahlreichen Workshops, Vorträgen und Parties sinnvoll sein, bei der CCXP hat es anscheinend nicht geholfen, die Besucherzahlen zu erhöhen.

 


Mark Pellegrino

 

Mark Pellegrino ist schon ein paar Mal in Deutschland bzw. zwei Mal in Köln gewesen. Er erzählt, dass er als Kind ein Außenseiter gewesen sei, der von seinen Mitschülern gemobbt worden ist. Außerdem hat er Gewalterfahrungen bei seinem Stiefvater erlebt. Darunter hat er stark gelitten. Als persönliche Lösung hat er den Kampfsport für sich entdeckt. Er betreibt heute aktiv Martial Arts, unter anderem Kickboxen, Judo, Karate, Ju-Jitsu und Thai-Boxen und verschafft sich dadurch Respekt.

Ursprünglich hat er Meeresbiologe werden wollen. Er bricht das College ab, an dem er Psychologie und Geschichte studiert hat und arbeitet zunächst an einer Tankstelle. Bald modelt er auch und bei einem Workshop kommt er mit der Schauspielerei in Kontakt. Ein Agent verschafft ihm erste Engagements, jedoch schauspielert er anfangs noch ohne Leidenschaft. Die kommt erst im Alter von Mitte Zwanzig, wo er sich ins Schauspielhandwerk und zudem noch in seine Frau verliebt.

Er hat anfangs zumeist böse Charaktere gespielt. Darin liegt eine gewisse Faszination, meint er. Ähnlich sei es bei seiner Rolle als Lucifer in der Serie „Supernatural„, bei der er in den Hauptcast aufgenommen worden ist. Er hätte nie gedacht, dass „Supernatural“ so erfolgreich wird. Anfänglich sind fünf  Staffeln angedacht gewesen. In den USA ist die Serie im April nach 15 Staffeln beendet worden. Er begründet dies auch damit, dass die Schauspieler mehr Zeit mit der Familie haben möchten.

Dem breiten Publikum ist er wohl in der Kult-Serie „LOST “ aufgefallen, in der er den mysteriösen „Herren der Insel“ Jacob dargestellt hat. Über drei Staffeln lang angekündigt, spielt er ihn überaus kontrovers. Inhaltlich kann er gar nicht sehr viel zur Serie sagen, denn er hat sie sich nicht vollständig angesehen. Die meisten seiner Freunde und Bekannten finden, dass das Ende von „LOST“ nicht allem gerecht geworden ist und viele Fragen offen geblieben sind.

Nicht jedes Vorsprechen führt zum Erfolg: Pellegrino erzählt von einem Casting bei Oliver Stone, der währenddessen etwas gelesen und ihn gar nicht beachtet hat. Sehr depremierend für den Schauspieler, der sich so viel mehr erhofft hatte. Später hat Mark Pellegrino den Regisseur in einem Flugzeug wiedergetroffen und musste sich zusammenreißen, um ihm „keine reinzuhauen“. Nur weil dessen Frau anwesend gewesen ist, sagt er, hätte er sich zurückgenommen.

Er schwärmt vom „The Big Lebowski“ Cast, in dem er sehr viele nette Menschen kennengelernt hat. Ursprünglich hat er für eine andere Rolle vorgesprochen aber die Coen-Brüder haben zu ihm gesagt, dass er der „blondeste Mensch sei, den sie jemals getroffen haben“ und engagierten ihn für die Nebenrolle eines Handlangers.

Zum Ende des Panels singt er zur Freude des Publikums accapella „Stairway to Heaven“ von Led Zeppelin .

 

Idris Elba and Jason Statham

 

Am Freitag Nachmittag gibt es eine spektakuläre Weltpremierenshow zum finalen Trailer des Films „Fast & Furious: Hobbs & Show“. Dafür werden die beiden Hollywood-Stars Jason Statham und Idris Elba extra nach Köln eingeflogen.

Die Weltpremierenshow – wohlgemerkt zum finalen Trailers des Film, nicht dem Film selbst – wird im Thunder Theater der CCXP als riesiger Event zelebriert. Die Moderatoren schießen mit handlichen Druckluftkanonen T-Shirts in die Menge und bringen das Publikum in Stimmung. Ein Countdown läuft ab und es wird sehr laut AC/DC Musik gespielt. Die Spannung steigt und als Höhepunkt betreten Jason Statham und Idris Elba die Bühne.

Sie berichten, dass sie bei den Dreharbeiten zum 8. Teil der „Fast and the Furious“ Reihe sehr viel Spaß gehabt haben. Was wäre da naheliegender, als noch einen draufzulegen. Der optimale „Böse“ ist dabei Idris „Black Superman“ Elba, der es nur mit den beiden „Helden“ aufnehmen kann, weil er Halb-Mensch – Halb-Maschine sei. Seine einzige Mission ist es, Jason und Dwight platt zu machen.

Nachdem sich alle den Trailer angesehen haben, erzählt Idris, dass Jason den Morgen im Gym verbracht hätte, während er noch geschlafen hat. Niemand wüsste besser , wie man ein Action-Movie noch spektakulärer macht, als Regisseur David Leitch. Alle hätten sich voll reingehängt und viel Schweiß und Tränen vergossen, damit der Film ein Erfolg wird.

Während beide die Bühne verlassen, begrüßt Dwight „The Rock“ Johnson auf der Leinwand das Publikum der CCXP mit einer und kündigt einen weiteren Ausschnitt des Filmes an. Dieser vermittelt einen actionreichen und unterhaltsamen Film.

 

Michael Uslan

Mit Michael Uslan ist auch ein Filmproduzent Gast auf der CCXP. Uslan ist nicht nur waschechter (Comic-)Nerd und Professor für „Comic Book Folklore“ an der Universität von Indiana, sondern vor allem bekannt als Filmproduzent der Batman-Filme, angefangen vom ersten Batman (1989) bis hin zu den Reboots unter Christopher Nolan und auch den neuesten Verfilmungen wie Lego Batman Movie 1 & 2.

Der Comic-Fan Uslan hat sich bereits in sehr jungen Jahren die Filmrechte an Batman gesichert, doch die Umsetzung ist schwierig gewesen: In Hollywood hat das Thema Batman nach Ende der TV-Serie als tot gegolten, kein Studio hat dieses Risiko annehmen wollen – schon gar nicht einer ernsthaften, „dunklen“ Verfilmung des Stoffes – und so hat Uslan reihenweise Absagen der Filmstudios erhalten. Der eindeutige und anhaltende Erfolg der Filmumsetzungen gibt ihm aber letzten Endes Recht.

Fasziniert ist er vor allem von der Hintergrundgeschichte: Der Joker ist für ihn der beste Bösewicht des Batman-Universums, auch da er aufzeigt, wie anders die Geschichte für Batman hätte enden können. Nach der Ermordung seinen Eltern und dem anschließenden Trauma für Bruce Wayne hätte dessen alter-Ego Batman in dieselbe (böse) Richtung gehen können.

Nach dem neuesten Batman, Robert Pattison, und den dazugehörigen Protesten zahlreicher Fans gefragt, verweist Uslan auf die lange Geschichte ähnlicher Fan-Proteste im Franchise: Als Val Kilmer angekündigt worden ist, hat es laute Aufschreie bei den Fans gegeben. Später haben sich die Fans dann gar keinen anderen Batman als Val Kilmer vorstellen können. Als Heath Ledger als Joker angekündigt worden ist, hatten Fans die Sorge „der schwule Cowboy“ (Anspielung auf dessen Rolle in Brokeback Mountain) würde doch das Franchise kaputtmachen – und ist jetzt als der beste Joker der Batman-Filmgeschichte bekannt. Er vertraut daher vor allem den Können der beitragenden Filmemacher und vor allem seiner Top-10 Liste für das, was gute Filme ausmacht:

  1. Story
  2. Story
  3. Story
  4. Story
  5. Story
  6. Story
  7. Charaktere
  8. Charaktere
  9. Story
  10. Story

Auf den Film Batman & Robin angesprochen, sagt er ehrlich: Nun, und das sei jetzt überhaupt nicht auf den Film bezogen sondern auf die Hollywood-Filmindustrie generell, Filmstudios seien einfach mittlerweile große Unternehmen mit vielen Produktsparten, und manchmal ist für ein Studio das Merchandise und Spielzeug ein sehr wichtiger Teil.

Das es auch anders geht, hat Uslan ja mittlerweile mit den neueren Batman-Filmen deutlich bewiesen.

 

Fazit

Die Veranstalter der CCXP haben keine Kosten gescheut, Qualität abgeliefert und im Convention-Bereich einen neuen Standard gesetzt. Daran müssen sich auch andere Cons messen, die überwiegend mit freiwilligen Helfern arbeiten und dies mit Herz und Charme kompensieren.

Das Konzept der CCXP müsste an manchen Stellen (Mittelaltermarkt…) noch ein klein wenig überarbeitet werden. Mehr Stars wären von unserer Seite aus durchaus wünschenswert. Eventuell lassen sich auch Kontakte in die deutsche Filmlandschaft knüpfen. Serien wie z.B. „Dark“ (Netflix) sind aktuell sehr beliebt und die Anreise der deutschen Schauspieler wäre auch kürzer.

Die CCXP pflegt den Kontakt zu den großen Hollywood-Studios und zelebriert diese Verbindung mit Film- und Trailerpremieren in bisher nicht bekannter visueller Größe. Das macht sie einzigartig in der Convention-Landschaft und hat viel Potenzial! Der Termin für das kommende Jahr steht auch schon fest: 25. bis 28. Juni 2020. Diesmal nicht zeitgleich mit Stuttgart. Wir sind gespannt!

 

 

Bildergalerie:

 

Text: Tobias Böhm, Bilder: Markus Wissmann