Bericht

50 Jahre Mondlandung – das Technik Museum Speyer feiert mit Moonwalker Charlie Duke und ESA Astronaut Matthias Maurer

 

50 Jahre Mondlandung – dieses Jubiläum feiert das Technik Museum Speyer am 30. Mai mit dem Besuch des Moonwalkers Charles „Charlie“ Duke und des deutschen ESA-Astronauten Matthias Maurer. Nach einer kurzen Begrüßung durch Museumsdirektor Hermann Layher werden die Zuschauer durch einige Filmausschnitte der ersten Mondlandung im Jahr 1969 auf den informativen und lehrreichen Nachmittag eingestimmt.

Der Leiter der Raumfahrt-Ausstellung „Apollo and Beyond“ Gerhard Daum bringt zudem sein „All“umfassendes Wissen ein und begeistert mit zahlreichen Informationen und Fakten. Er zeigt die einzelnen Entwicklungsprogramme und Schritte der Raumfahrt auf (beginnend beim Gemini Programm bis hin zur Apollo Mondlandung) und streut auch kleine Anekdoten ein, wie z. B. die Geschichte der verlorene Zahnbürste in der Gemini-7 Mission 1965: Der spätere Apollo 13 Astronaut Jim Lovell und sein Kollege Baumann haben zwar je eine Zahnbürste auf die Mission mitgebracht, jedoch ist eine davon bereits kurz nach dem Start verloren gegangen. Somit haben sich beide Raumfahrer 13 Tage lang die GLEICHE (zweite) Zahnbürste teilen müssen.

 

Charlie Duke hat bei der ersten Mondlandung mit Apollo 11 im Kontrollzentrum in Houston gesessen und ist dort Zeuge geworden, wie Neil Armstrong und Buzz Aldrin nach einigen Anflug-Schwierigkeiten und den letzten Treibstoffreserven sicher auf dem Mond gelandet sind.

Knappe drei Jahre später fliegt er mit Apollo 16 selbst auf den Mond und fährt dort, als jüngster Moonwalker überhaupt, mit einem Auto (Mondrover) über die Oberfläche des Mondes mit dem Auftrag, diese weiter zu erkunden. Mit diesem Rover stellen die Astronauten der Mission den noch immer geltenden Mondgeschwindigkeitsrekord (bis zu 18 km/h) auf.

Er ist der Navigator und hat nicht zuletzt deshalb immer wieder Zeit, sich am Anblick des Mondes zu ergötzen. Die Astronauten sind sich stets bewusst, dass sie bei einem Unfall keinen Automobilclub anrufen können und im Notfall zur Mondfähre zurück LAUFEN müssen. Der Radius der Missionen bleibt somit auf Laufnähe beschränkt. Duke lobt die „Mission Control“ in Houston – „Es hat immer Probleme gegeben, aber diese Jungs haben es immer wieder hinbekommen“

Die Astronauten halten bei den Exkursionen stets Abstand zu den großen Mondkratern, denn manche davon haben Steigungen von bis zu 30 Prozent und sind auch mal gerne 100 Meter tief. Da nur das Nötigste bei jeder Tour mitgenommen wird und um mehr Platz bzw. freies Gewicht für Forschungsprojekte zu haben, ist kein langes Seil mit an Bord des Mond-Rovers. Rutscht man in den tiefen Krater hinein, bedeutet dies den sicheren Tod.

Der Mondsand ist zudem ein großes Ärgernis. Er ist so fein, dass er sich überall hineinsetzt und dadurch die Betriebsfähigkeit der Mondanzüge wie auch der Maschinen erschwert.

Die Größe von Objekten ist auf dem Mond nicht einfach abzuschätzen. „Lass uns mal zu dem Stein dort hinten gehen“, schlägt Duke seinem Kollegen vor. Nach dem (länger als gedachten)  Hinweg steht er vor einem 40 Meter breiten Felsmassiv.

Ein  kurzes Video  zeigt den Besuchern, wie schwierig es ist, bei geringer Schwerkraft und unbeweglichen Mondanzügen einen Stein in einen Beutel zu balancieren.  Insgesamt bringt Apollo 16 rund 100 kg Mondgestein zurück auf die Erde.

Auch mit seinen 83 Jahren sei er noch immer der  jüngste Moonwalker aller Zeiten scherzt Duke. Mit einem Seitenblick auf Matthias Maurer fügt er  hinzu, dass sich dies wohl bald ändern werde.

 

ESA- Astronaut Matthias Maurer wird als eventuell erster Deutscher auf dem Mond angekündigt. In seinem Vortrag erzählt er den Zuschauern spannende Neuigkeiten und Vorhaben der Europäischen Weltraumorganisation:

Maurer begründet zunächst, warum es immer noch Sinn macht, weiter auf den Mond (knapp 400 000 km entfernt) zu reisen. Beispielsweise kann dort, im Gegensatz zur Erde, ungestört ins Weltall gehorcht werden. Auf dessen Rückseite soll ein Radioteleskop aufgebaut werden, mit dem Radiowellen von 30 Megahertz störungsfrei empfangbar sind.

Er berichtet vom Projekt Lunar Orbital Platform-Gateway (früher „Deep Space Gateway“), einer Station, die nicht durchgängig besetzt sein muss und als Zwischenstation für bemannte Missionen zum Mond und später sogar als Ausgangspunkt für Reisen zum Mars (400 Millionen km) dienen soll.

 

Das Antriebsmodul der neuen US-Raumkapsel „Orion“ wurde mit Know-How aus Bremen entwickelt. Demzufolge sind die Europäer bei kommenden Weltraummissionen dabei.

Schwere Baumaterialien können nicht auf den Mond bzw. den Mars mitgenommen werden. Somit müssen sie, wenn möglich, dort selbst hergestellt werden. Durch einen speziell entwickelten Spiegel sollen Sonnenstrahlen stark gebündelt werden und damit Sand, analog zu heutigen 3D-Druckern, zu Bauelementen geschmolzen werden. Auch besser bewegliche und wieder benutzbare Raumanzüge sind Teil der aktuellen Raumfahrtforschung.

In tiefen Kratern des Mondes (speziell an den Polarregionen) soll bei – 230 Grad Celsius Wasser gebunden sein. Dies kann entscheidend bei der Herstellung von Treibstoffen für die Rückfahrt zur Erde oder weiteren Missionen helfen.

Die Astronauten bereiten sich u.a. auf Lanzarote vor, wo das vulkanische Gestein dem des Mondes ähnelt. Es werden dort  Expeditionen in  Lavahöhlen durchgeführt, um die Kommunikation des Teams zu trainieren, falls kein Kontakt mehr zur Außenwelt bestehen sollte. Außerdem sind solche Hohlräume eine potenzielle Wohnmöglichkeit auf dem Mond,  da man dort vor der gefährlichen Weltraumstrahlung geschützt ist.

 

 

Am Ende der Veranstaltung gibt es eine Gesprächsrunde zwischen beiden Astronauten und Ausstellungsleiter Gerhard Daum. Sie vertiefen mit Hilfe von Filmausschnitten manche Punkte der vorherigen Vorträge. Zum Beispiel wird verraten, dass die Idee der Trainingsmethode im Schwimmbad, mit der das Arbeiten in Schwerelosigkeit relativ gut simuliert wird, von Apollo 11 Moonwalker Buzz Aldrin stammt.

 

Interessant ist an dieser Stelle der Austausch zwischen den Generationen. Eine Begegnung von Theorie mit der Praxis. Die „Zukunft“ in Person von Matthias Maurer mit visionären Ideen fragt den erfahrenen Astronauten Charlie Duke beispielsweise, wie er die Erforschung der Krater (Stichwort Wassergewinnung und Wohnort s. o. ) einschätzen würde. Der 83jährige findet dies sehr ambitioniert. Er könnte es sich höchstens ein paar Meter mit einer Leiter vorstellen. Es sei sehr gefährlich dort.

Abschließend lässt sich sagen: Dank des Technik Museums Speyer und Herrn Daum ist dem begeisterten Publikum ein unvergessener Nachmittag beschert und ihm die Mondlandung 1969 wieder ein Stück näher gebracht worden.

 

 

 

 

 

Text: Tobias Böhm, Fotos: Markus Wissmann