Beitragsbild: Projekt Antarktis

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Unsere Filmkritik zu Projekt: Antarktis

 

Wie man das von einer Dokumentation erwartet bietet „Projekt: Antarktis“ Aufnahmen von weiten weißen Landschaften, Walen, Robben und selbstverständlich auch Pinguinen. Doch der Film birgt nicht umsonst in seinem Titel das Wort „Projekt“und dieses Projekt bietet mehr, nämlich das Herzblut von Tim David Müller-Zitzke, Dennis Vogt und Michael Ginzburg.

Die drei Freunde, die sich in Bremerhaven während des Studiums kennenlernten, haben sich mit „Projekt: Antarktis“ ihren Traum erfüllt: einen Film in der Antarktis zu drehen. Wie viele Abenteurer vor ihnen hegten sie den Wunsch nach Freiheit und Herausforderung. Sie haben lange geplant, bedacht und sich schließlich an die größte Herausforderung ihres bisherigen Lebens gewagt.

Bild: Projekt Antarktis
Sie sind ihre eigenen Regisseure, Kameraleute und Hauptdarsteller, wobei der Begriff hier falsch erscheint, denn sie stellen nicht dar, sie sind die Helden ihrer Geschichte. Anders als belehrende, schnöd-distanzierte Dokumentarfilme nehmen sie den Zuschauer direkt mit auf ihre Reise. Schon bei den Vorbereitungen und vor allem Tims Telefonat mit seiner Oma, bei dem er ihr den Ablauf er Reise erklärt, werden einem die Drei sympathisch.

So ist es kaum zu vermeiden, dass zwangsläufig der Puls steigt, wenn das Kameraequipment beim argentinischen Zoll festhängt und das Projekt zu scheitern droht, noch bevor die Helden überhaupt die Antarktis zu Gesicht bekommen haben. Sie üben sich in Geduld und stellen sich allen Widrigkeiten, erreichen doch noch rechtzeitig ihr Schiff und beginnen ihre Fahrt in antarktische Gewässer. Aber auch dort drohen Stürme, (See-)Krankheit und immer wieder die liebe Technik ihr Vorhaben zu gefährden.

Bild: Projekt Antarktis
Wie in einem Video-Tagebuch erläutern sie dem Zuschauer die aktuelle Lage und geben Einblick in ihr Innenleben, ihr Zweifeln am Projekt, ihre Angst der Verantwortung die sie tragen nicht gerecht zu werden, Freunde und Sponsoren zu enttäuschen. Aber sie fassen immer wieder Kraft und Mut, durch die Begegnungen mit ihren Mitreisenden und vor allem ihre Freundschaft.
„Projekt: Antarktis“ spiegelt in vielerlei Hinsicht das Lebensgefühl der Generation Y. Zwar fahren die Drei nicht , wie es aktuell Mode ist, nach Australien, aber der Subtext ihres Vorhabens ist das Ausbrechen aus dem hochtechnisierten Alltag. Die Antarktis wird für sie zu einem „anderen Planeten“ an dem der Mensch klein und unbedeutend ist. Auf hoher See stellen sie fest, wie erholsam es ist, kein Internet zu haben und nicht permanent erreichbar zu sein. Diese Entschleunigung steht der Hektik und dem Stress in der Heimat gegenüber.

Bild: Projekt Antarktis
Während der 97-minütigen Reise hat man oft den Eindruck ein Making-Of zu einem Film zu sehen, der aber nicht kommt. Auf den Gedanken eine Dokumentation über das Drehen einer Dokumentation zu sehen muss man sich als Zuschauer einlassen, denn die genaue Motivation, bzw. Absicht des Filmes wird bis zum Schluss nicht klar. Tatsächlich ist „Projekt: Antarktis“ ein Paradebeispiel für das Motto „Der Weg ist das Ziel“. Lässt man sich aber darauf ein, begibt man sich mit drei sympathischen Menschen, die eine ordentliche Portion Realismus haben und nicht unangenehm traumtänzerisch sind, auf eine Expedition an einen der unwirklichsten Orte der Erde.

Fazit

Der Film ist durchaus sehenswert, allerdings sollte man keine gewöhnliche Natur-Dokumentation erwarten. Die moderne Abenteurergeschichte motiviert auf jeden Fall dazu, auch die eigenen Träume aktiv anzugehen. Zu Beginn stellen sich Tim, Dennis und Michael die Frage :„Kann man sich die verrücktesten Träume erfüllen, wenn man es nur will?“ Sie beweisen, dass die Antwort auf diese Frage „Ja“ lautet. Man muss es nur machen.

Bewertung: 4/5 Punkten