Bericht

Bericht der Comic Con Stuttgart – ohne Chuck Norris, aber mit gutem Wetter und toller Atmosphäre

Es ist schon blöd, wenn bei einer großen Filmpremiere zwar die Nebendarsteller anwesend sind, jedoch der berühmte Hauptdarsteller nicht kommt. Das Zugpferd fehlt und der Kinobesucher ist enttäuscht. Dafür kann jedoch weder der Produzent, noch der Regisseur und erst recht nichts der Film dazu. Es macht den kommenden Film auch nicht schlechter.

Vergleichbares ist der ComicCon Germany Stuttgart passiert. Am Vorabend des Veranstaltungsbeginns am 30. Juni sagt Kampfsport- Experte und Kult-Schauspieler Chuck Norris ab. Viele Fans sind zu der Zeit schon angereist und freuen sich auf ihn. Die Nachricht schlägt ein wie eine Bombe. In den sozialen Netzwerken herrscht großer Frust und Unmut.

Der Veranstalter entschuldigt sich vielmals, hält den Ball flach und verweist auf die vielen weiteren guten Gründe, um auf die ComicCon Stuttgart zu gehen.

Die Botschaft hat vermutlich gewirkt, denn die Nachfrage bei den Fans ist ungebrochen hoch. Es sollen wieder an die 40 000 Besucher gewesen sein. Die Hallen sind gefühlt jedoch nicht ganz so voll wie in den letzten zwei Jahren, in denen das „Festival der Popkultur“ stattgefunden hat. Das liegt aber wahrscheinlich daran, dass bei dem grandiosen Wetter viele Cosplayer und Besucher sich im Freien aufhalten.

Die Veranstalter der ComicCon Stuttgart haben einiges verändert (-> unser Bericht 2017) – Die Autogrammplätze der Promis sind  neu aufgeteilt worden und mehr in den Innenbereichen der Halle zu finden. Zudem gibt es ausreichend Platz zum Warten. Die Promis kann man gut von allen Seiten sehen und das Fotografieren von der Seite ist möglich.

Die Akustik ist wesentlich besser als letztes Jahr. Dies kann daran liegen, dass der Panelbereich mit einem Vorhang weitgehend abgeschlossen ist. So hören die Gäste des Panels weniger Nebengeräusche aus der restlichen Halle und die Hallenbesucher werden nicht vom Panel gestört.

Der Besucher muss nach jedem Panel den Bereich verlassen und sich neu anstellen. So soll jeder die Chance bekommen, einen Sitzplatz zu erhalten. Wie bei jeder Convention muss sich der Besucher auf einige Wartezeiten einstellen. Am Eingang, bei den Autogrammen, bei den Fotos und vor den Panels. Die beiden Fotostellen liegen direkt nebeneinander. Ein schneller Wechsel ist somit garantiert.

In Halle 3 gibt es einen Händlerbereich und es präsentieren sich die verschiedensten Fangruppen. Filmszenen, Wookies und einen lebensechten riesigen X-Wing wie auch originalgetreu nachgebauten TIE-Fighter laden zum Fotografieren ein. Es gibt viel Werbung für andere Conventions und für neue Serien auf Sendern. Draußen und drinnen gibt es einige Verpflegungsstände.

Das ComicCon-Team ist nett, zuvorkommend und höflich. Die Moderation in der Halle 3 übernimmt Scrubs-Schauspieler Robert Maschio und im Atrium FedCon Urgestein „Nessi„. Letzterer hat sich gut vorbereitet. Wenn keine Fragen vom Publikum kommen, führt er mit kompetenten Beiträgen das Gespräch weiter.

Die ComicCon Stuttgart verdient ihren Namen, denn einige Comicverlage präsentieren ihre Produkte und hunderte Comiczeichner zeigen ihre Kunstfertigkeit in der Halle 1. Viele Händler laden an ihren Ständen zum Geld ausgeben ein und es gibt wieder eine beeindruckende Lego Ausstellung.

Die Veranstalter haben sehr auf den Headliner Chuck Norris gesetzt. Da er nicht gekommen ist, steigt nun die Nachfrage nach Nikolaj Coster-Waldau (Game of Thrones -GoT-, Nachtwache, Headhunter). Er ist zudem nur am Samstag anwesend. Manche angereiste (Star)Gäste sind noch weitgehend unbekannt. Dafür sind sie durchweg bezahlbar.

Das Panel von Nikolaj Coster-Waldau und Game of Thrones-Arbeitskollege Pilou Asbaek ist sehr voll und viele Fans müssen stehen. Die beiden Schauspieler kommen beide aus Dänemark und verstehen sich im wahrsten Sinn des Wortes gut.

Sie haben das „Problem“, dass die Dreharbeiten zur achten Staffel beendet sind und die Antworten von den Fans auf die Goldwaage gelegt  und als Spoiler interpretiert werden. Somit denken sie oft länger über ihre Antworten nach und sagen oft lieber nichts, als zuviel. Beide sind locker, charmant und kommen gut bei den weiblichen Fans an. Sie erzählen, dass in den neun Jahren Game of Thrones die Serie und das Filmteam ein Teil ihres Lebens geworden ist.

Wenn sie eine Frage nicht verstehen, verweisen beide gerne jeweils auf den anderen und freuen sich dann über dessen Unsicherheit. Eine Zuschauerin erzählt Nikolaj Coster-Waldau, dass ein Stadtteil von Düsseldorf Waldau heißt und schenkt ihm eine Landkarte davon. Er freut sich darüber und nimmt sie später auch mit. Es nervt ihn, bei den Dreharbeiten seine „falsche Hand“ zu tragen. Seine Rüstung ist ebenfalls schwer zu tragen und hindert ihn oft. Das Deutschland bei der WM rausgeflogen ist, würde weltweit keinen stören.

Joscha Sauer zeigt skurrile TV-Folgen von nichtlustig.de und gibt dazwischen kurze, unterhaltsame Infos dazu. Beispielsweise, dass er sich erfolglos bemüht hätte, die Musikrechte für einzelne Folgen zu erhalten. Daher sind oft die Lieder so verfremdet, dass sie fast nicht mehr erkennbar sind. Außerdem läuft das Ganze unter Satire und Parodie und ist somit weitgehend unstrittig. Für die DVD-Auswertung wird der Fan jedoch zwangsläufig andere Lieder hören müssen.

Toby Stephens (u.a. James Bond – Stirb an einem anderen Tag) wird viel über die Serie Black Sails befragt, welche die Vorgeschichte von der Schatzinsel beschreibt. Er denkt auch mal länger über die Antwort nach und beantwortet die Fragen weitgehend tiefsinnigen und nicht so oberflächlich. Seine Rolle Captain Flint ist ein sehr widersprüchlicher Mensch. Er hat gute und schlechte Seiten. Dies erinnert ihn an die Serie „die Sopranos“. Dort bietet die (an sich böse) Hauptfigur als Familienvater und Ehemann auch gute Seite zur Identifikation. Auf der anderen Seite findet man die Gewalt und die Verbrechen verachtenswert. In diesem Zwiespalt befindet sich der Zuschauer auch bei Captain Flint. Zudem bekommt der Zuschauer im Laufe der Serie mit, dass er homosexuell ist. Toby Stephens ist bei seinem eigenen (Kurz)Film „In Vitro“ Regisseur und Drehbuchschreiber gewesen. Das Geld dazu hat er sich bei Arbeitskollegen wie z.B. beim verstorbenen Kollegen Alan Rickman geliehen.

Gil Gerard (Buck Rogers) begrüßt das Publikum am Anfang mit „Ich lebe noch!“ und freut sich, dass ihn einige Zuschauer aus der Kindheit noch kennen. Einige outen sich als Hardcorefans. Er hätte nicht sofort zum Film „Buck Rogers“ zugesagt. Regisseur und Schauspieler Michael Landon (Unsere kleine Farm) bittet ihn 1979, das Skript zu lesen. Nachdem ihm dessen „over-the-top-SciFi-Humor“ gefällt, sagt er zu. Buck Rogers sei „ein Superheld, der sein Hirn benutzt“. Er bedauert, dass es bisher trotz damaligen großen finanziellen Erfolgen keine Wiederauflage im Kino oder Fernsehen gegeben hat. Er könnte sich auch vorstellen darin mitzuspielen. Mit seinen 75 Jahren wird jedoch aus der jugendlichen Hauptrolle leider nichts mehr; aber einen Cameoauftritt hält er für möglich. Er erinnert sich erfreut an die Dreharbeiten mit einer damals hochaktuellen Tricktechnik. Er hätte sich damals aber gewiss nicht träumen lassen, dass er 40 Jahre später immer noch auf diesen Film angesprochen wird.

Der finnische Basketballspieler Joonas Suotamo ist Fan der ersten Stunde und mit seinen 2,13 Meter Größe der neue Darsteller des Chewbacca in den aktuellen Star-Wars Teilen bzw. in der Anthology-Reihe. Es ist absichtlich so gemacht worden, dass in den ersten Teilen nicht ganz klar ist, ob er oder Originaldarsteller Peter Mayhew Chewbacca spielt.

Zur Vorbereitung auf die Rolle hat er sich wiederholt die Original-Filme angesehen und außerdem hat es eine Art „Bootcamp“ mit Peter Mayhew gegeben. Dort hat er gezeigt bekommen, wie Chewbaccas Laufstil und Bewegung geht; denn ähnlich wie bei Hunden kommunizieren Wookies neben Tönen hauptsächlich über die Körpersprache. Das Schminken und Kostümieren dauert bei den Dreharbeiten jeden Tag ein- bis eineinhalb Stunden. Der sympatische Sportler ist über die „Finnish Basketball Association“ angesprochen worden, dass es in Hollywood ein Casting gibt, zu dem Filmemacher große Menschen suchen.

Er hat nicht gewusst, um welchen Film es sich handelt und hat einen Höhlenmenschen darstellen müssen. Erst viel später hat er erfahren, dass er für Star Wars gecastet worden ist. Er ist ambitioniert und übt jeden Tag, die berühmten Laute von Chewbacca auszustoßen. Die meisten Laute kommen aus der klassischen „Chewbacca Audio Bibliothek“. Einzelne Töne jedoch werden von Joonas Suotamo „in echt“ übernommen. Er hat alle Original-Darsteller kennengelernt, sogar Carrie Fisher, die vor kurzem gestorben ist. Er sagt abschließend, dass er  sie vermisst.

Gegen Ende des Con-Tages findet auf der Lichtbühne ein unterhaltsamer Cosplay Contest mit vielen fantasievollen und sehr aufwändigen Kostümen statt. Jeder Darsteller hat ein paar Minuten, um mit einer Musik seiner Wahl das Cosplay-Outfit zu präsentieren und sich darzustellen. Eine Jury entscheidet, welcher Cosplayer gewonnen hat. Fotos des Cosplay Contests könnt ihr am Ende des Artikels sehen.

Fazit:

Der Besucher der ComicCon Suttgart bekommt, was er erwartet. Es gibt viele Händler, Fotostände, ein großes Unterhaltungsprogramm und mehr oder weniger bekannte Stargäste – nur Topstargast Chuck Norris fehlt merklich. Besonders die lebensgroßen Star-Wars Raumschiffe sind beeindruckend und laden zum Fotografieren ein. Die Veranstalter haben die Akustik und die Aufteilung der Bereiche zum Besseren verändert.

Cosplayer sind neben der Möglichkeit, Fernseh- und Filmstars live zu sehen, ein großer Schwerpunkt in Stuttgart. Sie sind in großer Zahl angereist und überall wird begeistert fotografiert. Die Kostüme beim Cosplay-Wettbewerb sind grandios und liebevoll erstellt. Sie leben ihr Hobby.

Chuck Norris meldet sich noch Samstag Mittag per Videobotschaft und entschuldigt sich bei seinen Fans. Der Flug hätte wegen des Wetters in seinem Heimatort nicht stattfinden können. Er verspricht jedoch, im kommenden Jahr nach Deutschland zu kommen. Um einen berühmten deutschen Philosophen zu zitieren „Schauen wir mal“.


 

Stargäste mit Autogramm / Fotopreisen (sofern bekannt):

Nikolaj Coster-Waldau  (80/80) – nur Samstag !

Marina Sirtis (25/25)

Stefan Kapicic (30/35)

Toby Stephens (30/35)

Jason Faunt (25/25)

Robert Maschio (keine Autogramme/25)

Riccardo Pizzuti (20/25)

Stanislaw Janewski (25/30)

Gil Gerard (TBA/25)

Pilou Asbæk (25/30)

Chad Rook (25/25)

Elizabeth Henstridge (40/45)

Joonas Suotamo (30/35)

Jorgo Papasoglou (20/25) – Sie nannten ihn Spencer

Marcus Zölch (20/25) – Sie nannten ihn Spencer

 

 

Zeichner:

Matteo Lolli (Italien)
Mauricet (Belgien)
Declan Shalvey (Irland)
Dodokay (Deutschland)
Daniela Schreiter (Deutschland)
Anne Delseit
Sascha Dörp
Mario Bühling
Sebastian Drewniok
Michael Feldmann
Marco Castiello
Peter Milligan
Tomppa
Katja Klengel
Adrian vom Baur
Sarah Burrini
Haiko Hörnig & Marius Pawlitza
Joscha Sauer & Haiko Hörnig
und viele mehr

(entnommen der comiccon.de Webseite, ohne Gewähr)

 

Cosplay Contest:

 

Text: Tobias Böhm, Bilder: Markus Wissmann