Bericht

Bericht vom Weekend of Hell 2019 – Neuer Veranstaltungsort, sehr gute Stimmung und interessante Gäste

 

Für Anhänger des gepflegten Gruselns ist das „Weekend of Hell“ DIE obligatorische Veranstaltung des Jahres. Dort können sich Fans der unterschiedlichsten Horror-Genres treffen, austauschen, mit neuen Filmen bzw. Merchandise-Artikeln eindecken – und natürlich die legendären Orginal-Darsteller der Filme live erleben, mit ihnen Fotos schießen und sich Autogramme holen.

In den vergangenen Jahren hat sie erfolgreich in den Dortmunder Messehallen stattgefunden (wir berichteten). In diesem Jahr haben die Veranstalter Mut bewiesen und die Location gewechselt. Aus der bisherigen Messe-Convention wird eine klassische Hotel-Convention.

Das Crowne-Plaza Hotel in Düsseldorf-Neuss lässt keine Wünsche offen. Es ist gut erreichbar und bietet ausreichend viele Parkplätze in der unmittelbaren Nähe des Hotels.

Haupthalle

Die Räumlichkeiten werden optimal ausgenutzt: Im ersten Stock gibt es mehrere Händler-Bereiche, der Ü18 Bereich liegt etwas am Rand. In der Halle stehen die Promis für Autogramme und Selfies an ihren Ständen zur Verfügung. Die Tickets dafür müssen zuvor an einer seperaten Kasse gekauft werden. Die Preise sind überwiegend moderat. Der „teuerste“ Star ist Danny Trejo mit 50 Euro für Autogramm und Foto.

Ebefalls im ersten Stock können professionelle Fotos mit den Promis geschossen werden. Anfängliche Unklarheiten, wo sich genau angestellt werden soll, werden schnell im Laufe des Tages ausbessert. Der Zeitplan wird gut eingehalten und das Team zeigt an den Fotodruckern Höchstleistungen. Bei den stark nachgefragten Stars wird es im langen Flur etwas eng.

Insgesamt leistet das Team grandiose Arbeit. Alle Mitarbeiter sind sehr entspannt und kompetent. Dies scheint sich auch auf die Stars abzufärben. Sie sind überaus locker, sind oft zu Gesprächen bereit und es wird sehr viel gelacht.

Ari Lehman (Jason in Freitag der 13.) & Fan

Nebenbei wird dem Horror-Thema an allen Ecken angemessen Tribut gezollt. Einige Walking Acts laufen herum und erschrecken die Passanten, auch (sehr gute) Cosplayer sind immer mal wieder zu erspähen. Die Deko ist nicht zu aufdringlich und wirkt nicht übertrieben.

Für den kleinen und großen Hunger wie auch Durst gibt es im angrenzenden Restaurant-Bereich ein ausreichendes Angebot.

Im Erdgeschoss präsentieren sich Vereine und Fangruppen. Verkleidete Mimen laden dort die Gäste zu Fotos mit ihnen ein.

In einem seperaten kleinen Saal finden die Panels statt. Somit gibt es keine nervigen Störgeräusche von Nebenständen mehr und die Gespräche können in aller Ruhe auf einer kleinen Bühne mit bequemem Sofa geführt werden. Der Saal ist nicht groß, reicht aber erstaunlicherweise völlig aus. Es wirkt nur ein wenig duster.  Die Gäste können ungestört durch einen Nebengang eintreten. Auch wenn der Saal zeitweise voll ist und sich Wärme anstaut, wird durch das Öffnen einer Tür schnell Linderung geschaffen.  Auch auf der Bühne ist die Deko dezent eingesetzt. Die Moderatorin macht einen guten Job. Gut gelaunt kündigt sie gefühlt ohne große Pausen die Promis an und führt routiniert durch die Gespräche.

Lance Henriksen

 

Der 85jährige Schauspieler Lance Henriksen sitzt entspannt auf dem Sofa und lacht viel. Er scheint über den Dingen zu stehen und erzählt reflektiert über seine Filmkarriere, die durchaus Höhen und Tiefen gehabt hat. Es sind sowohl gute Rollen darunter gewesen als auch weniger gute Rollen. Insgesamt ist er jedoch glücklich über die Chancen, die er in seinem Leben erhalten hat. Die Menschentypen, die er gespielt hat, seien sehr vielfältig gewesen.

Für die Rolle des Bishop in „Aliens“ hat er ganz normal wie bei jedem Job in den Londoner Pinewood Studios vorsprechen müssen. In relativ kurzer Zeit hat er die Casting Agentur überzeugt. Dies sei ihm, als New Yorker, leicht gefallen, denn diese können gut mit Menschen umgehen, sagt er. In dieser Rolle hat er eine der seltsamsten Momente seiner Filmkarriere erleben dürfen. In „Aliens“ kriecht er am Ende des Films durch eine enge Röhre. Nachdem er diese klaustrophobische Tortur hinter sich gebracht hat, ist ihm eigentlich alles egal und die Filmemacher können von ihm fordern, was sie möchten. Funfact: Ursprünglich ist Lance Henriksen als Terminator angedacht gewesen.

Lance Henriksen ist mit zwölf Jahren von zu Hause abgehauen, hat Abenteuer erleben wollen und viele Jobs gehabt. Die Hälfte des verdienten Geldes hat er immer seiner Mutter geschickt. Erst in seinen Dreißigern hat er nach ein paar Jahren Schauspielschule mit den Dreharbeiten angefangen.

Eine schlechtere Rolle, von der er erzählte, war die eines Axtmörders. Rückblickend findet er es genial, so einen Quatsch machen und dafür noch Geld nehmen zu dürfen. „Wenn das Geld stimmt, spiele ich sogar eine Frau“, sagt er lachend.

Dawn of the Dead Panel

Es sind sechs der Darsteller des Original-Kultfilms „Dawn of the Dead“ von 1978 angereist. Zwei davon sind vom Haupt-Cast. Viele von ihnen sind seit längerer Zeit nicht mehr in Deutschland gewesen. Für Scott Reiniger wird es sogar die letzte internationale Convention sein, so eine Ankündigung des Veranstalters im Vorfeld. Ein Fan aus Österreich dankt ihnen überschwänglich , dass sie angereist sind. Bisher musste er auf englische Conventions fahren, um sie zu treffen.

Eigentlich hat nach der Vorstellungen von George A. Romero keiner der Hauptdarsteller überleben sollen. Während des Films sind ihm jedoch Skrupel gekommen und und er sagt sich, dass er zwei überleben lässt. Eine geschnittene Szene mit einem explodierenden Kopf hat er  später an einer anderen Stelle wiederverwendet.

Auf die Frage,  wie die Neuverfilmung von „Dawn of the Dead“  von 2004 bei den Darstellern ankommt, fallen deren Kommentare unterschiedlich aus. Leonard A. Lies – bekannt als Machete Zombie im Film – meint, die Fans seien von diesem Remake enttäuscht. Die neuen Effekte kämen z. B. nicht an die alten heran. Mike Christopher – Hare Krishna Zombie im Film – widerspricht, dass dies gar kein Remake gewesen ist. Er hätte eher „Dead by Dawn“ heißen müssen und der Baby-Zombie sei „ein wenig zu viel“ gewesen. Gaylen Ross ist auch kein Fan des Films. George A. Romero hat eine gute Geschichte erzählen können. Im neuen Film sei dies nicht so. Sein Humor wäre nicht getroffen worden. Da fände sie sogar „Shaun of the Dead“ als Tribut noch besser.

Ein überwiegende Teil der Filmhandlung spielt in einem Einkaufszentrum. Da dies am Tag geöffnet hat, müssen die Dreharbeiten nachts stattfinden und am Morgen beendet sein. Es kommt trotzdem manchmal zu skurrilen Situationen, wenn z.B. Zombie-Darsteller am Morgen noch geschminkt im Einkaufszentrum einen Kaffee trinken gehen.

Zach Galligan

Der Horrorfilmfan Zach Galligan ist als Jugendlicher oft spät ins Bett gegangen und hat viele der der alten klassischen Horrorfilme (das Ding aus dem Sumpf, der Blob, Godzilla, Poltergeist…) sehen können. Er ist von jeher fasziniert davon gewesen, wie Schauspieler Emotionen rüberbringen und beim Zuschauer wecken können. Das hat ihn auch dazu gebracht, als erster in seiner Familie, Schauspieler zu werden. Mit 17 ist er in der Schule in einem Schauspielkurs gewesen und ist bei einem Casting prompt ausgewählt worden. Danach hat er oft in Werbefernsehclips gespielt und ist dann für die Hauptrolle in „Gremlins“ ausgewählt worden.

Von einem auf den anderen Tag haben ihn alle erkannt und er ist überall mit „Hey Billy“ begrüßt worden.  Er verdient damals 6000 Dollar am Tag und baut langsam Selbstbewusstsein auf, denn anfangs hat er mit Unsicherheit und selbst gestellten Leistungsdruck zu kämpfen. „Gremlins“ ist extrem erfolgreich. Alles was Steven Spielberg in dieser Zeit in die Hand genommen hat, ist ein Erfolg geworden. Mittlerweile gilt Gremlins als Weihnachtsfilm und wird so jedes Jahr hauptsächlich am Jahresende gezeigt. In der restlichen Zeit wird Zach Galligan von der Presse meist in Ruhe gelassen. Er muss daher zum Glück nicht wie andere Schauspielerkollegen mit Sonnenbrille und Bart einkaufen gehen.

Er findet auch, dass Gizmo extrem süß ist und sehr stark zum Erfolg des Films beigetragen hat. Er erzählt, dass die Furbys Gizmo so ähnlich gesehen haben, dass Hasbro nach einem Rechtsstreit die Produktion im Jahr 2000 stoppen mussten.

Kristanna Loken

Kristanna Loken mag Halloween eher nicht. Wenn sie sich beruflich schon viel verkleiden muss, legt sie darauf im Privatleben keinen Wert darauf. Sie hat eine eigene Produktionsfirma, mit der sie auch schon Produktionen nach Frankreich verkauft hat.

Die Terminatrix ist ihrer Meinung nach mehr als ein Roboter.  John Masters, der Regisseur des T3 hat ihr Leben geändert. Die Rolle ist sehr körperlich gewesen d.h. sie hat sich mit Training stark auf den Film vorbereiten und 15 Pfund Muskelmasse aufbauen müssen. Sie erhält  zudem  Martial Arts-  Waffen- und „Mindtraining“. Bei Letzterem hat sie geübt, keine Gesichtsregung zu zeigen. Es hat mit Arnold Schwarzenegger auch sehr lustige Momente gegeben. In einer Kampfsequenz stehen sie sich gerade in agressiver Pose gegenüber,als er sie unvermittelt um ein Date bittet. Beide müssen daraufhin lachen. Die politischen Ambitionen der Action-Ikone sind bei den Promo-Terminen immer wieder angesprochen worden.

Sie lobt eine Frage aus dem Publikum wegen ihrer Einzigartigkeit, in der ihr Mitwirken in einem Werbefilm für Ferrero angesprochen wird. Ihr Partner ist dabei Pierce Brosnan, der mit seiner Rolle James Bond Werbung für die goldenen Rocher Kugeln macht. (Link zum Film: https://www.youtube.com/watch?v=H9OAeWE5IGY) Sie schätzt Werbeaufnahmen, denn die Darsteller erhalten viel Geld für einen Tag Arbeit.  Für die deutsche Synchro hat sie ihren englischen Text mit schnelleren Mundbewegungen aufsagen müssen, damit es so aussieht, als ob sie deutsch spräche. Leider hat sie die Schokoladenkugeln nach den einzelnen Szenen immer ausspucken müssen, damit ihr wegen der Menge nicht schlecht wird.

Denis O’Hare

Denis O´Hare liebt ebenfalls seit jeher Horrorfilme. Für ihn ist dies nicht die erste Horror Convention in Deutschland, denn er ist zuvor schon in Oberhausen gewesen. Er mag auf den Fantreffen die Gelegenheiten, auf seine Fans zu treffen und mit ihnen ins Gespräch kommen zu können. Auch wenn sich schon vereinzelne Fans sein Autogramm tätowieren haben lassen. Er hat sogar einige deutsche Sätze wie z.B. „Schön, dich kennenzulernen!“ lernen können.

Die Produzenten und auch er hätten es sich nicht vorstellen können, dass das Konzept von American Horror Story (AHS) so erfolgreich sein würde. Die Story und Charaktere ändern sich mit jeder Staffel, aber sie wird immer mit dem gleichen Cast gespielt. Dieses Konzept funktionert mittlerweile auch bei anderen Serien wie z.B. „True Detectives“. Der Reiz liegt dabei, zu sehen, wie die gleichen Schauspieler in jeder Staffel unterschiedliche Charaktere in einem wechselnden Umfeld verkörpern. Unterstützt werden sie dabei von vielen Maskenbildnern, die bei ihrer Verwandlung mit Perücken, Make-up und falschen Zähnen helfen. O´Hare kann allen Figuren, die er gespielt hat, etwas abgewinnen. Besonders interessant jedoch hat er die Rolle des Hausdieners Spalding gefunden, der in der ganzen Season 3 „Coven“ kein Wort spricht und sich nur nonverbal verständigt.

Er hat bei jeder Staffel des AHS-Universums lange Arbeitszeiten gehabt und hat viel Text lernen müssen. Das Arbeiten beim Fernsehen erfordert ein schnelleres Arbeiten als beim Film. Manchmal hast du nur zwei Minuten, um einen Text zu lernen. Für das „Text-Lernen“ hat er eine spezielle Methode entwickelt. Er erhält eine Woche bis fünf Tage vor den Dreharbeiten den Text und lernt eine Menge vor dem Zubettgehen. Am Morgen kann er sich nicht mehr an alles erinnern. 80{df0eec486a53bf4f9ba14374dfc330859a5ed016c473d38f264d0e6114bba788} hat er im Kopf – 20{df0eec486a53bf4f9ba14374dfc330859a5ed016c473d38f264d0e6114bba788} vergisst er wieder. Diesen Teil muss er dann wiederholen. Manchmal lernt er den Text so gut, dass er ihn noch Wochen und Monate später auswendig aufsagen kann. Einmal  hat er altnordisch lernen müssen. Beim späteren Aufsagen ist er sich sicher gewesen, dass keinem Zuschauer ein Fehler bei der Aussprache auffällt. Denn wer spricht heutzutage noch altnordisch?

Er hat schon mehrere Bücher geschrieben. Dafür hat er sich vorgenommen, jeden Tag sieben Seiten zu schreiben. Als Inspiration dient ihm dabei auch seine eigene Biografie, z.B. hat er über seine Schwester geschrieben, die sich selbst umgebracht hat.

Danny Trejo

Flankiert von zwei Predators sitzt Danny Trejo entspannt auf dem Sofa und erzählt routiniert mit seiner tiefen Reibeisenstimme aus seinem außergewöhnlichen Leben, über das gerade auch eine Biografie geschrieben wird.

Der Schauspieler mit dem Badboy-Image hat früher oft im Gefängnis gesessen und kennt die meisten von innen. Irgenwann stellt er fest, dass, wenn er mit seinem kriminellen Leben so weiter macht, er in einigen Jahren tot ist. Er schließt ein Rehabilitierungsprogramm für Drogenabhängige ab und arbeitet danach noch dort. Über einen Klienten kommt er mit Filmdreharbeiten in Kontakt. Dort wird ihm angeboten, einen Gangster darzustellen, was er problemlos hinbekommt. Möglichst OHNE Hemd, damit seine Tatoos wirken können.

Über einen ehemaligen Mitgefangenen wird er der Boxtrainer von Eric Roberts und verdient nun 350 Dollar am Tag. Nebenbei stellt er lange Zeit namenslose Gangster dar. Doch wer ihn einmal in einer Rolle gesehen hat, vergisst ihn nicht. Und so erhält er bald auch Rollennamen. Interessanterweise oft den Namen von Messern. Da ist es konsequent, dass seine spätere Kulthauptrolle „Machete“ genannt wird. Mit dessen Regisseur Robert Rodriguez hat er zu diesem Zeitpunkt bereits viele Filme zusammen gedreht (El Mariachi, From Dusk till Dawn, Spy Kids…). Als herauskommt, dass Danny Trejo und Robert Rodriguez Cousins vierten Grades sind, meint Danny Trejo augenzwinkernd , dass dieser ihm dann mehr Geld bezahlen müsse. Ähnlich sieht er es auch mit seinen Rollen. Wenn das Geld stimmt, spielt er auch einen Baum, fügt er scherzend hinzu.

Am Ende nutzt er die Gelegenheit, Werbung für seine Restaurant-Kette Trejos Tacos zu machen, dessen Aushängeschild und Repräsentant er ist. Er hofft, gegebenenfalls bald auch Filialen in Deutschland zu eröffnen.

 

Fazit

Die neue Weekend of Hell hat einen guten Start gehabt und der Wechsel zu einer Hotel Convention hat funktioniert. Der neue Veranstaltungsort wird von den Fans angenommen und bietet z.B. eine bessere Atmosphäre, eine zentrale Lage mit guten Parkmöglichkeiten und ausgeruhtere Stars, da diese im Hotel wohnen. Das Team ist mit großem Spaß dabei, was sich auch auf die angereisten Gäste überträgt.

Wir sind zufrieden und kommen gerne im kommenden Jahr zurück!

 

Bilder des Weekend of Hell:

 

Text: Tobias Böhm, Bilder: Markus Wissmann