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Filmkritik: Downsizing – aus Groß mach Klein

Die Wissenschaft kennt den evolutionären Effekt der „Inselverzwergung“. Wenn sich eine große Art wie z.B. Elefanten auf einer kleinen Insel ansiedelt, sind ihre Ressourcen natürlich begrenzt. Kleinere Individuen kommen mit weniger Nahrung und Platz aus und haben somit in dieser Situation einen Überlebensvorteil. Die Tiere werden im Laufe der Generationen immer kleiner und können so auf der Insel überleben.

Auf der selben Grundidee basiert der Film „Downsizing“ vom Oscar prämierten Regisseur Alexander Payne und seinem Autoren Jim Taylor, die schon Filme wie z.B. „About Schmidt“ gemeinsam geschaffen haben.

Die Menschheit lebt auf der „Insel“ Erde und hat mit zahlreichen Problemen wie Überbevölkerung, Nahrungsknappheit und Müll zu kämpfen. Da entdecken norwegische Forscher einen Weg, Lebewesen wie z.B. einen Menschen auf die Größe von 12,7 cm zu verkleinern bzw. diese  „downzusizen“. Wer sich für diesen aufwändigen und nicht umkehrbaren Prozess der Verkleinerung entscheidet, braucht weniger Ressourcen und bekommt dadurch für sein angespartes Vermögen in der extra geschaffenen Miniaturzone „Leisureland“ eine Traumvilla und kann im Überfluss leben. Der sympathische Therapeut Paul Safranek (Matt Damon) und seine Frau Audrey (Kristen Wiig) erträumen sich genau dies. Doch Audrey entscheidet sich um und bleibt ein Großer , der andere lebt fortan unumkehrbar als Kleiner in dem „Freizeit“-Mini-land.

Mehr zu erzählen, würde die Spannung des Filmes schmälern. Der Film pendelt zwischen Satire und Science-Fiction Film. Er schafft es, ohne viel Action, seine Zuschauer über zwei Stunden hinweg zu unterhalten. Manche Längen sind von den Machern wohl überlegt. Man fragt sich oft, was wohl als nächstes kommt.

Der Film spielt oft mit den Perspektiven. Der Hauptgag, Dinge der Großen in die Welt der Kleinen zu integrieren, macht einen gehörigen Teil des Humors aus und lässt die Zuschauer immer wieder laut auflachen. Die Tricktechnik ist dabei verblüffend realistisch. Der Plot wird bis zum Schluss durchgehalten und man vergisst schnell, dass man sich in der Welt der Kleinen befindet.

DIE „Entdeckung“ des Films ist Schauspielerin Hong Chau. Sie spielt sich eindringlich aus dem Hintergrund in den Fokus des Films. Und auch Matt Damon zeigt wieder einmal sein Händchen bei der Rollenauswahl. Er spielt den sympathischen Durchschnittsnormalo routiniert und authentisch. Die Nebenrollen sind u.a. mit zwei deutschsprachigen Schauspielern besetzt, die ein paar schöne Szenen im Film haben. Christoph Waltz und Udo Kier spielen zwei europäische Hedonisten, die ihr Glück auf mehr oder weniger ehrliche Weise im neuen „Land der Verheißung“ Leisureland zu finden suchen. Somit kann man die Geschichte als Parabel auf die USA verstehen, in der jeder eine neue Chance erhält, es aber auch Licht und Schatten gibt.

Der Film startet als visionärer Weltrettungsfilm, könnte zwischenzeitlich als Werbefilm für Urlaubsziele in Skandinavien durchgehen und wandelt sich dann zum abgefahrenen Liebesfilm mit optimistischen philanthropischen Ende. Außerdem stellt er gesellschaftskritische wie auch philosophische Fragen. Welche Folgen hat das Downsizing für die Gesellschaft bzw. auf das einzelne Individuum? Haben die Kleinen die gleichen Rechte wie die Großen? Was ist mir wichtig im Leben? Ändert sich das Leben im Kleinen wirklich?Was ist der Sinn des Lebens? Wenn auch nur in Ansätzen bringt er den Zuschauer oft zum Nachdenken.

„Downsizing“ war der Eröffnungsfilm der Filmfestspiele in Venedig Anfang September 2017 und wird voraussichtlich am 18. Januar 2018 in die Deutschen Kinos kommen.

Fazit:

Die Stärken von „Downsizing“ sind dessen innovativer Plot und seine gute Darstellerriege. Aber ob er sein Publikum findet? Ein „Mainstream“-Publikum, dass sich zwei Stunden lang einen Arthouse Film ansieht? Einige der zahlreichen Ideen des Filmes (z.B. Rassismus zwischen Großen und Kleinen) hätte man noch ausbauen können. Dennoch ist er ein kluger und unterhaltsamer Film, über den man sich nach dem Filmende noch lange unterhalten kann.

Bewertung: 4/5 Punkten

 

 

Fotos (C) Paramount Pictures