Bericht

Bericht von der FearCon 2017: Ein guter Anfang ist gemacht

Die Angestellten und Gäste des Maritim Hotels Bonn sind es gewohnt, auf den Gängen und in den Sälen verkleidete Menschen zu treffen. Entweder auf Trekkis bzw. Außerirdische bei der FedCon (StarTrek-Treffen) oder auf Hobbits, Orks und Zwerge bei der MagicCon formals HobbitCon – einem Treffen für Fans der Herr der Ringe Filmserie. Dieses Jahr bevölkern erstmals Fans der Horror Szene als Zombies und Vampire das edle Hotel: Bei der FearCon können sie gleichgesinnten Horrorfans begegnen und sich über ihre Leidenschaft für Angst und Schrecken austauschen.

Der Veranstalter (FedCon GmbH) richtet routiniert seit 1992 Conventions (Fantreffen) aus – auch die Comic Con Germany in Stuttgart gehört dazu – und somit sind Horror-Fans aus dem In- und Ausland gespannt gewesen, was ihnen vom 20. bis zum 22. Oktober alles geboten wird.

Die Übernachtung im Hotel kann beim Besuch dazu gebucht werden. Die Preise der Tages- und Wochenendtickets bzw. Paketangebote (Gold, Silber, Platin) sind ähnlich wie auf anderen Conventions. Die Foto und Autogrammpreise sind überwiegend moderat (siehe unten).

Es gibt auch ein ausreichendes Essensangebot. Der Besucher kann sich für 5-7 Euro unterschiedliche schmackhafte Mittagessen im Foyer aussuchen. Eine Bar und ein weiteres Restaurant runden das Angebot ab. Die Promis laufen „frei“ herum und einige sitzen abends in der Bar am Nebentisch.

 

Eingeladen und überwiegend auch gekommen sind mehr oder weniger bekannte Darsteller aus Film und Fernsehen, aus aktuellen und vergangenen Produktionen des Horror- bzw. Misterygenres (siehe Liste am Ende des Beitrages). Sie stehen , wie gewohnt, im Vordergrund der Veranstaltung.

Drum herum wird jedoch ein sattes Rahmenprogramm  geboten. Dazu gehören Vorträge von „Horrorfilm-Experten“ bzw.  Autoren wie z.B. Prof. Dr. Marcus Stiglegger zu „Der italienische Thriller und seine Nachwirkungen im Weltkino“, Horror Make up Tutorials und ein Weathering Workshop, in dem Kleidung künstlich auf alt getrimmt wird. Darüber hinaus werden einige Genrefilme gezeigt, was bei den anderen Cons nicht in dem Maße der Fall ist.

Es gibt am Samstag und Sonntag je drei Stunden Zeit, sich ein Autogramm bei seinem Wunschpromi zu holen. Daneben sind eine Vielzahl an Panels angesetzt. Sie werden moderiert von der Schauspielerin Clare Kramer, bekannt als u.a. Hauptgegnerin in der TV-Serie Buffy (5. Staffel). Gut vorbereitet und mit zahlreichen Fragen interviewt sie „ihre“ Gäste. Die Panels erhalten hierdurch ein höheres Qualitätslevel als bei vergleichbaren Fantreffen. Die Zuschauer haben die Möglichkeit, an drei Mikrophonen Fragen zu stellen. Die Bühne ist toll dekoriert. Sie zeigt, dass man aus wenig sehr gut viel machen kann.

 

Ein paar Highlights aus den Panels: 

International bekannt geworden ist die Nordirin Patricia Quinn dadurch, dass sie 1972 vom „Schöpfer“ Richard O´Brian ausgesucht worden ist, „Magenta“ in der iconischen Pop-Oper „Rocky Horror Show“ darzustellen. Anfangs  nur in kleinen Theatern zu sehen, hat sich mit der Zeit hat bekanntermassen der Erfolg eingestellt und das Stück ist in immer größeren Häuser gespielt worden. Später hat Patricia Quinn auch die Rolle der Magenta in der Verfilmung „Rocky Horror Picture Show“ übernommen. Die glänzenden roten Lippen zu Beginn des Films sind ihre. Zur Zeit läuft die RHPS in Köln und einige Fans sitzen im Publikum bzw. sind nur wegen ihr angereist. Quinn erzählt von ihrer Europatournee in den 70er Jahren, ihre Bekanntschaft mit weiteren Künstlern (u.a. David Bowie) und ihren Kontakt mit den Fans. Ihre Kleidungsstil ist ausgefallen und schrill. Sie hat rote Haare, eine rote Tasche in Lippenform und rote Pumps.

Leslie Easterbrook hat in vielen Serien und (Horror)-Filmen mitgespielt wie z.B. in Rob Zombies Neuverfilmung von „Halloween“ von dem sie auch erzählt. Den meisten Filmfans ist sie jedoch als Sergeant Callerhan in „Police Academy“ bekannt. Leslie Easterbrook erzählt eine schöne Anekdote: 1983 hat sie den Super Bowl XVII 1983 im Stadion erleben wollen. Da Easterbrook gut singen kann ist sie gefragt worden, die Nationalhymne am Mikrophon für alle zu singen. Erst im Moment der Zusage ist ihr die Bedeutung bewusst geworden und das Herz „in die Hose gerutscht“. Zum Glück ist die Akustik im Stadion mit den vielen Echos so schlecht gewesen, dass es keine „Beschwerden“ vom Publikum gegeben hat, so Easterbrook.
Die Frage von Clare Kramer, ob und wie es mit der „Police Academy“ weiter geht, lässt sie offen. Jedoch könnte sie sich ein Horror Musical oder Ähnliches, möglicherweise auch mit Rob Zombie, vorstellen.

DJ Qualls hat zeitlebens Schauspieler werden wollen. Er hat mit kleinen, satzkargen Auftritten angefangen, sich langsam hochgearbeitet und ist erstmals mit seinem Auftritt als Nerd in der College-Komödie „Road Trip“ (Stichwort : Sandwich) einem größerem Publikum aufgefallen. Er hat es geschafft, regelmäßig – bis heute! – bei (Gast)-Rollen in TV-Serien (Z-Nation. Supernatural, The Man in the High Castle) mit seiner außergewöhnlichen Physiognomie positiv aufzufallen. Qualls hat zudem auch schon in einigen Filmen mitgespielt z.B. in dem vielfach ausgezeichneten Musikfilm „Hustle & Flow“, dessen Lieder u.a. einen Oscar erhalten haben. Begeistert erzählt er, von seinem Besuch im Bonner Kunstmuseum am Vortag der Convention. Immer wieder kommt er auf das Thema Kunst zu sprechen, seiner neuesten Leidenschaft, die er zu Hause in den USA sammelt. Er ruft das Publikum gerade zu auf, sich mit Kunst zu beschäftigen, sie zu kaufen und sich daran zu erfreuen.
Auf seine Gastrolle bei „The Big Bang Theory“ angesprochen, erzählt er, dass er und Jim Parsons beide für die Rolle des Sheldon vorgesprochen hätten – aber der Richtige (Parson) die Rolle bekommen hätte. Er ist bis heute beeindruckt, wie viele schwere Textseiten dessen Schauspielerkollegen am Tag lernen müssen. Er jedoch suche sich Rollen mit weniger Text aus.

Tony Todd, dessen Handy während des Panels ein paar Mal klingelt, hat ebenfalls seit Kindertagen Schauspieler werden wollen. Seinem Ziel ist er vor 30 Jahren mit seiner ersten größeren Rolle im Anti-Kriegsfilm „Platoon“ näher gekommen. Daneben ist er den meisten Horror-Fans wohl als Candyman bekannt, den er in drei Filmen dargestellt hat. Daneben hat er hat auch u.a. im Zombiefilm „ Night of the Living Dead“ mitgespielt. Als Schauspielkollege von Brandon Lee im Film „The Crow“ bedauert er dessen frühen Tod unter ungewöhnlichen Umständen bei den Dreharbeiten. Auf sein Lieblingshorrorfilm angesprochen, antwortet er einerseits „Rosemaries Baby“ und andererseits „Abbot & Costello treffen Frankenstein“. Am Ende dreht er den Spieß um und fragt das Publikum, was man in Bonn am Abend unternehmen könnte. Im Museum (siehe DJ Qualls) sei er schon gewesen. Er bekommt den Tipp, ins nicht sehr weit entfernte Köln zu fahren. Da läuft zur Zeit z.B. die „Rocky Horror Show“ (siehe Patricia Quinn).

Margot Kidder wirkt wie eine gutmütige nette ältere Dame. Entspannt sitzt sie bei Clare Kramer und plaudert mit ihr. Sie, eigentlich aus Kanada gebürtig, ist nach dem Schulabschluss nach Los Angeles gezogen. Dort spielt sie in ihrem ersten Horror-Film „Die Schwestern des Bösen“ von Brian de Palma, In ihrer Jugend wächst sie lange Zeit ohne Fernsehen und Comics auf. Somit weiß sie, als sie sich in Los Angeles bei ihrem zweiten Comeback als Lois Lane im Superman-Film bewirbt, nichts über die Comic-Serie. Auch ihr Gegenüber „Christopher Reeve“ verhält sich bei der ersten Lesung sehr komisch. Das erklärt sich rasch, denn es ist in Wirklichkeit Harrison Ford. Die Chemie zwischen dem echten Christopher Reeve und ihr ist von Anfang an gut und die Dreharbeiten haben ihr viel Spaß gemacht.
Sie motiviert das Publikum und junge Filmemacher, ihre Visionen, Wünsche und Träume im Leben umzusetzen.

Abends gibt es noch gleich zwei Parties: Erst tritt Stargast Ari Lehman mit seiner Band First Jason auf, anschließend folgt der Noble Blood – Vampire Ball, mit Fokus auf „Mystery, Magie und Schönheit“.

 

Fazit:

Es ist mutig von den Veranstaltern, eine weitere Horror Convention im Großraum Bonn zu initiieren. Konkurrierende Veranstaltungen gibt es in dieser Gegend durchaus schon mehrere . Der Vorstoß verdient jedoch Respekt und aller Anfang ist immer schwer.
Am Freitag Abend ist nicht so viel Betrieb wie auf den etablierten Veranstaltungen – aber alle Helfer haben sich mit großem Engagement eingebracht und die Stimmung bei Besuchern, Promis und ConTeam hat gestimmt. Es ist eben das erste Mal gewesen und Potenzial zum „Größer werden“ ist da.
Aber ob es über das Wochenende ausreichend Besucher gewesen sind? Wir werden sehen, ob es 2018 noch eine weitere FearCon gibt. Zu hoffen wäre es!

 

Fotogalerie

 

Zur Convention: 

Tagestickets kosten je nach Tag 20-35 Euro, ein Wochenend Ticket ist ab 75 Euro zu haben. Teurere Silber, Gold und Platin Tickets enthalten bessere Sitzplätze, Autogramme oder Photoshoots und teilweise exklusive Leistungen wie bevorzugter Einlass in die Autogramm/Fotosessions oder Teilnahme am Sektempfang.

Tickets und weitere Informationen unter http://www.fearcon.de/

 

Stargäste

Die Zahlen hinter dem Namen sind jeweils die Kosten für Autogramm / Fotosession. Angaben ohne Gewähr, Quelle: fearcon.de

Akihiro Kitamura 20 20
Alex Vincent 20 20
Ari Lehman 25 25
Clare Kramer 25 30
DJ Qualls 25 30
Jackson Rathbone 30 35
Jeff Fahey 25 30
Joseph Morgan 90 95
Julian Sands 25 25
Keith Allan 20 25
Leslie Easterbrook 20 25
Margot Kidder 25 30
Michael Mundy 20 20
Oded Fehr 25 30
Patricia Quinn 20 20
Sarah Butler 25 25
Tony Todd 20 25
Tracy Lords 30 30

 

 

Text: Tobias Böhm, Fotos: Markus Wissmann