Bericht

Ein Blick auf „Hey, guten Morgen, wie geht es dir?“ von Martina Hefter: Ein facettenreicher Roman über Liebe, Betrug und menschliche Beziehungen

 

Martina Hefter, die Trägerin des Deutschen Buchpreises 2024, präsentiert mit ihrem neuen Roman „Hey, guten Morgen, wie geht es dir?“ eine fesselnde Erzählung über die Komplexität menschlicher Beziehungen im digitalen Zeitalter. Im Mittelpunkt steht die 50-jährige Juno, eine Performancekünstlerin, die in einer herausfordernden Lebenssituation lebt: Ihr Mann Jupiter, ein Schriftsteller, ist aufgrund seiner Multiplen Sklerose pflegebedürftig.

Nachts, wenn der Schlaf sie verlässt, beginnt Juno, sich mit einem Phänomen auseinanderzusetzen, das als Love Scamming bekannt ist. Dieses moderne Liebesbetrug-Spiel zieht Menschen aus verschiedenen Teilen der Welt an, insbesondere aus ärmeren Ländern. Juno erkennt die Gefahr dieser Fake-Profile und gerät in einen Strudel aus Neugier und Provokation, während sie eigene Identitäten kreiert, um die Hintergründe dieser Anfragen zu erforschen.

Auf der Frankfurter Buchmesse erzählt Hefter von ihren eigenen Erfahrungen mit Love Scamming, die sie zu dieser Geschichte inspirierten. Sie schildert, dass viele der Personen hinter diesen Profilen, oft junge Männer aus Ländern wie Nigeria oder Ghana, tiefere soziale Probleme haben. Dabei blitzen in ihren Geschichten tragische Schicksale auf: Frauen, die durch diesen Betrug in Schuldenfallen geraten und teilweise ihr ganzes Leben verlieren.

Juno selbst wird von der Neugier gepackt. Trotz ihrer anfänglichen Belustigung über die Anfragen entwickelt sich ihr Spiel zu einer Reflexion über die Bedürfnisse und Ängste der Menschen hinter den Profilen. Ihr interaktiver Austausch mit dem Nigerianer Benu wird komplex, als sich eine vorsichtige Beziehung zwischen den beiden aufbaut. Während Juno sich vor dem möglichen Betrug fürchtet, beginnt sie, sich mit Benu emotional zu verbinden.

Das Verhältnis zu ihrem Mann Jupiter, der trotz seiner körperlichen Einschränkungen seinen kreativen Geist bewahrt, spiegelt sich in Junos täglichem Leben wider. Die Balance zwischen Pflege und eigener künstlerischer Entfaltung wird zur zentralen Herausforderung ihrer Existenz. Hefter nutzt die mythologischen Namen Juno und Jupiter, um die Dynamik ihrer Figuren zu verstärken und den Lesenden einen weiteren Layer der Interpretation zu bieten.

Der Roman thematisiert nicht nur die Schwierigkeiten der Hauptfigur in ihrer persönlichen und kreativen Identität, sondern regt auch zur Reflexion über soziale Ungleichheiten und menschliche Abhängigkeiten an. Juno steht zwischen ihrer Verantwortung als Pflegerin und dem Drang, ihre eigene Stimme zu finden.

Mit „Hey, guten Morgen, wie geht es dir?“ liefert Martina Hefter einen packenden und nachdenklichen Beitrag zur aktuellen Debatte über digitale Identitäten, menschliche Beziehungen und die Suche nach Selbstbestimmung in einer komplexen Welt.